Die Tiere hielten den Atem an. Vielleicht waren sie keine Reisegruppen gewöhnt und gaben lieber keinen Laut von sich, bis sie Lylla und die anderen besser kannten. Sie selbst verhielt sich so still und atemlos, dass Valeska an ihr vorbeiging, ohne sie zu sehen. Die Kleine schien bedrückt und aus irgend einem Grund beschämt zu sein. Aus der Scheune hinter ihr kam ein Geräusch und Lylla dachte einen Moment lang, die Ursache für die Stille der Tiere gefunden zu haben: Kaebjorg schnarchte ein solides Gidwergschnarchen.
Innerlich fühlte sich Lylla aber zu einer anderen, völlig abwegigen Begründung hingezogen; sie war sich sicher, dass die Stille mit dem Märchen zu tun hatte, an das sie am Abend zuvor gedacht hatte. Pereyas Träne, Trotz und Wut in rächender Gestalt. Sie überlegte. Vielleicht war sie selbst trotzig und wütend? Hatte sie sich nicht betrunken, weil sie sauer war? Sicherlich fand sie es nicht angebracht, sich übermäßig hilflos zu trinken, wenn Feinde einem nach dem Leben trachteten.
Aber sie konnte keine rechte Wut aufbringen, denn Kaebjorgs Herz aus Gold schimmerte in seiner Trunkenheit hervor. Nein, dann war es vielleicht ihr Hang zur Selbstdarstellung? Sie hatte gesungen und erwartete, dass die Welt sich zu drehen aufhörte und die Monde zum Lauschen innehielten? Darüber war sie hinaus, seit sie mit 256 einen Kronleuchter zersungen hatte. Tatsächlich hatte dieser furchtbare Freund ihres damaligen Schützlings den Lüster herunterkrachen lassen, um sie zu erschrecken, aber die Lehre hatte sie ernst genommen. Seitdem war sie nicht mehr so schrecklich von sich selbst eingenommen gewesen. In der Kühle der morgendlichen Bergluft sann sie weiter nach.