2. Akt - Im Jadereich

"Andrel", antwortete er. "Und mein Zellengenosse, der dich grüßen lässt, ist Kaebjorg." Er wandte sich um und schmunzelte, als er Kaebjorg in dieser unbequemen Haltung an der Zellenwand hocken sah. Dieser Seemann konnte vermutlich auch im Stehen schlafen, wenn es nötig war.
Die Ratten hatten sich wieder in das muffige Stroh verzogen. Gab es hier unten nicht einmal für einen kleinen Nager ein Entkommen? Ob er die Tiere mitnehmen sollte, falls man sie wieder entließ?
Er wandte sich wieder dem Gitter zu. "Du erwähntest vorhin einen Zirkus. Ich habe dieses Wort noch nie gehört. Erzählst du mir, was das ist?"

14. Ilari'Orosas 1404, Im Jadegebirge

Luan Sung machte sich auf den Weg nach Hause. Sein Tageswerk, Bergkräuter zu sammeln, war sehr erfolgreich gewesen. Bedacht setzte er seine Schritte durch die Schlucht, die schon nicht mehr von der Sonne erreicht wurde. Ein eisiger Schauer lief über seinen Rücken und schlagartig setze ein bedrückendes Gefühl ein. Er setze seine Schritte schneller. Da sah er eine Berziege. Nun, das war kein ungewöhnlicher Anblick. Im Gegensatz zu den anderen Tieren jedoch nahm dieses Anlauf und rammte ihm seine merkwürdig grünen Hörnen in den Bauch. Rotes Blut ergoß sich auf das Fell der Ziege. Das war das letzte, was er noch wahrnehmen konnte. Dann wurde es dunkel.

14. Ilari'Orosas 1404, In Nu, Haus der Magie

Ares'Valure, der derzeitig ranghöchste Angehörige der Magiewirker, saß in seinem Zimmer und brütete vor sich hin. Ein Schattenkäfer war in der Stadt aufgetaucht. Dazu hatte der Gidwerg im Beisein eines der Wächters etwas von einem Grünling erzählt. Das war alles... - mehr als verrückt. Morgen würde er der Sache weiter auf den Grund gehen. Es klopfte an der Tür. Esondril, ein Wassermagier, betrat den Raum.
"Edler Ares'Valure. Heute ist ein Mann zu uns gekommen. Xavendithas ist sein Name. Er hat uns eine hahnebüchene Dinge erzählt von etwas Bösem in den Jadebergen und Tieren mit grünen Flecken. Ich hab ihm gestettet, die Nacht hier zu verbringen. Wollt ihr ihn sprechen?"
Valure wollte schon den Kopf schütteln, doch hielt er inne. Das Wort grün blitzte kurz in seinem Kopf auf. "Ja, bring ihn zu mir."

In Xavendithas Kammer

Xavendithas saß auf dem schlichten Bett. Bei seiner Mission war er auf Unverständnis getroffen. Während er seinen Gedanken nachhing, klopfte es an der Tür.

Nu, Haus der Magie > Unterkunft

Xavendithas versuchte zu meditieren. Die vier Wände trieben auf ihn zu, wie ein Schiff zur Klippe. Das Gefühl der räumlichen Einschränkung war ihm nicht fremd. Und wie jeder, der etwas auf sich hielt, versuchte er gegen das aufkeimende Gefühl der Nervosität anzukämpfen.
In diesem Augenblick kam es ihm recht, denn es lenkte von noch schlimmeren Dingen ab.
Aus den tiefen der Jadeberge war er hinabgestiegen – zum Haus der Magie. Er hatte seine behagliche Einsamkeit verlassen, um die Masse zu aufzusuchen und über merkwürdige Vorkommnisse aufzuklären, die dort – fernab der Zivilisation – vor sich gingen.
Er kannte den Wald. Die Natur und ihre Tücken. Und er liebte sie dafür. Für alles schöne und für alles unvorhergesehene. Für ihre Unzähmbarkeit, die jedes Lebewesen in die Schranken wies.
Ja, selbst ihn. Obzwar er sich als Wissender bezeichnete, schien er für sie nichts weiter als eine Erscheinung zu sein.
Es war ihm aufgefallen, als die ersten Tiere – vor nicht weniger als zwei Monaten – von einer grünen Wucherung angefallen wurden. Ihre Aggression schien infolgedessen ins Unermessliche zu steigen und Xavendithas fragte sich, ob das die Natur war und ihre Wut oder etwas tiefer gehendes.
Sein Gefühl der stetigen Sicherheit kam ins Wanken, denn spürte er – in einigen Teilen der Jadeberge – unheimliche Spannungen. Okkultismus war ihm nicht fremd. Im Gegenteil.
So ließ ihn seine Vermutung über den Ursprung des grünen Befalls frösteln. Wenn dem so war und etwas vor sich ging, wogegen sie nicht gewappnet waren – all jene Bewohner dieser Welt – musste er etwas unternehmen.
Zu seiner Enttäuschung hatten der Rat aus dem Hause der Magie ihm kaum Gehör geschenkt. Wirkte er auf sie wie ein Wahnsinniger? Wie ein Eremit, der dem Wandel der Zeit nicht mehr gewachsen war? Er wusste es nicht.
Ein Klopfen riss ihn aus den Gedanken.
Es brauchte wenige Sekunden um sich von der weichen (für ihn ungewohnten) Schlafgelegenheit zu erheben. Hatte er die Tür verschlossen? Es war ihm nicht aufgefallen.
„Tretet ein!“, äußerte er in bedachtem Ton.

Ein Mann trat ein. Er trug blaue Roben, mit draufgestickten, stilisierten silbernen Wellensymbolen, ein Wassermagier also. Es war der Mann, dem Xavendithas am Nachmittag seine Geschichte erzählt hatte. Er schaute den Naturmagier an und sagte dann: "Der Edle Ares'Valure ist an deiner Geschichte interessiert. Folg mir!"
Abwartend schaute er zu Xavendithas.

Xavendithas musterte den Magier, der die Zeichen des Wassers trug. Von einigen Posten im Osten des Jadegebirges konnte man das Meer sehen und es manchmal auf der Zunge schmecken.
Ihm war er heute bereits zuvor begegnet. Esondril.
„Ares'Valure möchte mich anhören?“, wiederholte er überrascht. Er hatte auf Vernunft gehofft, doch dass der Wunsch sich erfüllte... Die Götter waren ihm wohlgesonnen.
„Zeigt mir den Weg.“ Er nickte zuversichtlich.

Die Gefährtinnen betraten den Steinernen Kelch. Lylla ließ ihren Blick über die gut gefüllten Tische schweifen. "Hier hat sich gar nichts verändert," meinte sie trocken, während sie sich zu einem leeren Tisch hindurchschlängelten. Bei der Aussicht, in dieser Absteige schlafen zu müssen, bekam sie Hamstergefühle. Mechanisch klopfte sie ihre Taschen ab, ob noch genug Vorräte vorhanden waren. "Mmmh," grunzte sie genervt in Richtung ihrer Freundinnen, "wir sollten besser Andrels und Kaebjorgs Zimmer abbestellen. Außerdem müssen wir zu dritt die Rechnung für alle Pferde tragen. Besser, wir legen zusammen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man hier anschreiben lassen kann, so normal, wie die eine Verhaftung hier finden." Nicht sonderlich scharf darauf, über Geld reden zu müssen, wartete sie, bis der Wirt von allein zu ihnen fand.

In der Taverne

Schnell bemerkt der Wirt, dass neue Kunden eingetroffen waren. Er kommt zu eurem Tisch, erkennt Lylla und nickt ihr zu.
"Was kann ich denn für die Damen tun?", fragte er freundlich.
Auch einige andere an den Tischen schienen Lylla zu erkennen und senkten ihren Blick, wenn ihr Blick sie traf. Ab und zu vernahmt ihr auch ein leises Tuscheln. Noch bevor ihr jedoch antworten konntet, hört ihr Schritte von der Treppe herabkommen. Es waren die Brüder Eldors, die mit einer abgedeckten Bahre den SChankraum betraten. Sofort verstummten die Gespräche und alle Anwesenden senkten ihre Blicke. Als die Tavernentür zuschlug, fiel eine bleierne Schwere von den Anwesenden ab.

Im Haus der Magie

Xavendithas folgte dem ELementaristen durch die Flure des Hauses der Magie. Der Weg führte eine Treppe hinauf und endete vor einer Tür. Der Magier klopfte an und wartete auf ein "Herein!".
Er öffnete die Tür und betrat den den edel eingerichteten Raum. Der Mann machte eine Verbeugung vor dem Anwesenden, die fast schon unterwürfig war.
"Edler Ares'Valure", richtete er das Wort an den Dukarim, der die typischen schwarzen Haare und blasse Haut seines Volkes hatte. Dessen Robe war prunkvoll in dunklen, fast schwarzen Farben gehalten, zeigten jedoch, dass er aus einem wohlhabenden Hause stammte.
Valure richtete seine Worte nun an Xavendithas.
"Ich habe gehört, dass du eine merkwürdige Geschichte hast, Bruder. Erzähl." Er machte eine Handbewegung und Xavendithas Führer verlies den Raum.

Im Kerker

Kaebjorgs Atmen wurde ruhiger und bald erfüllt ein leises Schnarchen den Kerker. Inzwischen wurde das einfallende Licht immer schwächer und zeigte die vorgerückte Stunde des Tages an.

Er hatte nichts übrig für prunkvolle Gemäuer oder andächtige Bauten. Seien sie noch so subtil oder ehrwürdig.
So sehr hatte Xavendithas sich an die Natur gewöhnt – an ihre Grenzenlosigkeit – dass selbst ein kurzer Aufenthalt in Räumlichkeiten einem Gedankengefängnis glich.
So folgte er dem Elementarmagier schweigsam, betrat mit ihm den Raum des edlen Ares'Valure.
Wie die Hierarchie gemessen wurde, zeigte sich an der Devotion Esondrils.
Xavendithas machte zwar auch eine Verbeugung, doch war sie bei weitem nicht so tief, sondern zeugte lediglich von frommer Höflichkeit.
Es dauerte nicht lange, da waren sie allein.
„Habt Dank, dass Ihr mich empfangt, Bruder Ares'Valure. Es gibt besorgniserregende Entwicklungen im Jadegebirge. Ich lebe dort schon einige, wenn auch abgeschiedene, Jahre. Ich wache über die Natur, über jeden Stein und jede Wurzel. Ich ehre die Göttlichkeit und beobachte den Fortbestand.“
Er näherte sich seinem Zuhörer um wenige Schritte. Auf dass seine Worte Bekräftigung erfuhren.
„Vor zwei Monaten wurden einige Tiere von einer grünen Wucherung befallen. Es war, als fräße sich die Wut in ihre Herzen. Sie wurden tobsüchtig und unberechenbar. Ihr könnt sicher verstehen, wie es auf mich gewirkt haben muss: Harmlose Wesen, die ihren naturgegebenen Eigenschaften absagen, um alles und jeden anzufallen, der ihnen über den Weg läuft? Das erscheint mir absurd. Ich bin hier, um Euch in Kenntnis zu setzen. Um Rat zu fragen. Ich fürchte, dass sich eine Gefahr anbahnt, derer ich nicht gewachsen bin. Nicht allein.“
Er zögerte. „Ich hatte gehofft, dass Ihr womöglich Informationen habt. Oder eine Quelle.“

Der Wirt wischte unwillkürlich seine Hände an seiner Schürze ab, als die leblose Form über die Türschwelle getragen wurde. Lylla und Raya verfolgten die Brüder Eldors mit entsetzten Blicken, während Quendi sich schaudernd abwandte. Das folgende Stimmungshoch in der Kneipe gab ihnen das Gefühl, mit ihren Problemen alleine zu stehen. Möchte bloss wissen, ob das nicht schon eine neue Leiche war, dachte Lylla zynisch. Entgegen ihren im Innern schwelenden Gefühlen setzte sie ihr bestes höfisches Lächeln auf, als sie dem Wirt begegnete.
"Bitte, setzt Euch kurz zu uns. Wir mussten leider unsere Pläne etwas anpassen."

Der Wirt setzte sich zu den Mädchen an den Tisch.
"Nun, was ist los? Was für Pläne müsst ihr ändern?"

„Ich wäre niemals so töricht Euch gegenüber unaufrichtig zu sein, Bruder. So weit mir bekannt ist, stammt Ihr vom Fürstentum Dukarims ab. Es könnte sein, dass Eure Zukunft eines Tages zur Beschaffenheit der Welt beiträgt. Es läge mir fern Euch wichtige Informationen vorzuenthalten.“ Von den Gepflogenheiten abgesehen, schien Ares'Valure eine Ahnung vom Unheil zu haben, welches sich im Jadegebirge breit machte. Für Xavendithas ein Lichtblick im schattig werdenden Tal.
„Jedwede Erkenntnis ist in meinem Ermessen. Ich begleite Euch gern, Bruder Ares'Valure. Ihr habt mir heute mehr Gehör geschenkt, als ich zu hoffen wagte. Wir dürfen die Verderbnis, woraus sie auch bestehen mag, nicht aus den Augen verlieren. Ich möchte mir nicht ausmalen was geschehen könnte, wenn der Befall der Tiere außer Kontrolle gerät und auch bei unsereins nicht Halt macht.“

"Dann begeben wir uns morgen zur achten Stunde in die Garnison. Halte dich bereit für en Aufbruch."

Mit einer Geste entließ Valure den Naturmagier.

Xavendithas senkte seinen Kopf; ein Nicken, das mit einer verabschiedenden Verbeugung einherging.
Morgen also würde er mehr erfahren. Bis dahin schadete es nicht die Bibliothek des Hauses aufzusuchen und zwischen den Zeilen eigene Nachforschungen zu betreiben.
Annehmbar, dass Esondril ihm dabei behilflich sein konnte den Bücherschatz aufzusuchen.

Xavendithas machte sich auf den Weg in seine Kammer, traf jedoch unterwegs auf Esondril. Dieser führte ihn dann, doch ein wenig mißgelaunt ob der späten Stunde, zur Bibliothek.
Diese erwies sich als ein großes Zimmer, in dem 8 Reihen Büchser standen. im vorderen Teil gab es Tische mit gemütlichen Sellen davor. Als Xavendithas mit Esondril den Raum betraten, begannen magische Lichter an den Wänden und der Zimmerdecke zu leuchten.
"Bitte schön. Ich hoffe, du findest etwas, was du suchst. Ich begebe mich jetzt zur Ruhe."

Esondril schien nicht sonderlich erfreut ihn zu den Büchern zu führen. In einer Welt in der alles zugrunde ging, war die gute Etikette Gold wert. Dieser Zeitpunkt lag noch fern. Für den Naturmagier gab es im Augenblick weitaus wichtigeres als die Achtung des Schlafs eines Anderen. Die kleine Halle erleuchtete. Nicht mehr, aber auch nicht weniger als acht Reihen diverser Bücher. Folianten, die ihm Geschichten erzählen konnten, wenn er seine Finger über ihre Seiten strich.
Altes Pergament, das zu ihm sprach, wie eine Stimme aus einer anderen Ebene, die weder hier, noch sonst wo zu finden war. „Ich danke Euch, Bruder.“ Xavendithas wartete, bis die Schritte verhallten und ging an sein Nachtwerk. An Schlaf war – umschlossen von Wänden – ohnehin nicht zu denken. Es war sinnvoller zu lesen.
Unter dem tapferen Flackern der Lichter folgte ein Buch dem Nächsten. Wie lange schon hatte er nicht mehr in Schriftgut geblättert. Der Geruch weckte alter Erinnerungen.
Dabei besaß er einst, in seinen jungen Jahren, eine Vorliebe für alles Wissen der Welt.
Dieses Mal jedoch fanden seine Augen nichts, das ihm half. Die Buchstaben verschwammen, verklumpten zu einem einzigen Wust an Informationen arkaner Künste.
Nichts, allerdings, zu einem seltsam grünen Wuchs, der Tiere befiel.

"Ich höre deinen Freund schnarchen." Valeska kicherte. "Aber ich nehme seinen Gruß dankend an. Ich kann ihn nur nicht in gleicher Lautstärke erwidern." Sie lächelte und hoffte, Andrej könnte es sehen und möge ihr die kleine Stichelei verzeihen. "Ich komme aus den Ostlanden und dort nennt man eine Gruppe Menschen, die umherziehen und Kunststücke vollbringen, einen Zirkus. Wir reisen von Ort zu Ort, bauen ein großes Zelt mit einer Arena auf, in der wir unsere Künste zeigen, um die Leute zu erfreuen. Akrobaten, Tierbändiger und Clowns, die allerlei Schabernack treiben, treten jeden Abend auf. Der Applaus am Ende eines Auftritts verschafft uns immer ein wunderbares Gefühl. Wir leben in Wagen, die von Pferden gezogen werden." Valeksa wurde das Herz schwer, als sie von ihrem Leben berichtete. Sie schniefte leise. "Es ist ein schönes Leben. Ich vermisse meine Schlangen und auch Vladimir."

Ihr Tonfall spiegelte ihre Gefühle deutlich wider.
"Versuchen deine Freunde denn nicht, dir zu helfen?", fragte er erstaunt.

"Hm, die meisten Freunde, die ich habe, sind Tiere und die können hier nichts ausrichten. Vladimir hat noch weniger Geld als ich. Wenn er könnte, dann würde er meine Strafe bezahlen. Dessen bin ich mir sicher." Jetzt rannen Tränen über ihr Gesicht und sie wischte sie mit einer gereizten Bewegung weg. "Vielleicht ist er überhaupt nicht mehr in der Stadt", flüsterte sie. "Gestern ist der Zirkus weitergezogen und wenn er seine Arbeit nicht aufgegeben hat, dann musste er mit ihnen fahren."

"Sie lassen dich einfach zurück?" Andrel schüttelte den Kopf. So etwas Trauriges hatte er selten gehört. Er dachte an den Inhalt seines Geldbeutels. "Falls die Untersuchungen unsere Unschuld beweisen und wir freigelassen werden, kann ich dir vielleicht helfen."

"Das würdest du tun?" Valeska schnappte nach Luft. "Du kennst mich doch gar nicht. Warum?"

"Du hast einem Freund geholfen, der sich nicht selbst wehren konnte. Du hast einem Wesen beigestanden, das Schmerzen erleiden musste. Dafür solltest du nicht bestraft werden", antwortete Andrel. "Und wenn die Tiere deine Freunde sind, dann solltest du bei ihnen sein dürfen."

Lylla hatte gehofft, der Wirt würde durch das Sitzen in eine entspanntere Haltung finden, doch er saß breitbeinig, mit auf den Oberschenkeln aufgestützten Händen. Sicherlich hatte er Besseres zu tun. Lylla rückte ihren Stuhl vom Tisch weg und nahm eine ähnliche Haltung ein, als sei sie sein Spiegelbild.
"Nichts, das man nicht regeln könnte," sagte sie schnell, bevor der andere dächte, sie mache ihn nach. "Wir brauchen zwei Zimmer weniger." In der Hoffnung, es sei nicht zu früh, entspannte sie ihre Hände. "Möglicherweise bleiben wir dafür etwas länger." Sie beobachtete geduldig, ob der Wirt seine Finger auch lockern würde.

Lylla wurde mit dem Wirt handelseinig und so ging der Abend verrüber und die Nacht brach an. Die Mädchen verbrachten diese in ihren Zimmern, Kaebjorg, Andrel und Valeska in ihren Zellen. Xavendithas nickte über seiner erfolglosen Suche ein.


15. Ilari'Orosas 1404, In Nu

Auf Grund der aufregenden Ereignisse brachte die Nacht nicht wirklich Erholung. Sie schien viel zu kurz. Die Mädchen wurden durch die Geräusche im Gastraum wach. Der Wirt war dabei, die Taverne für den Ansturm des neuen Tages zu säubern.


Xavendithas wurde noch rechtzeitig wach. Er begleitete Ares'Valure auf seinem Weg in den Kerker. Der Beamte im Vorraum erblickte den Schattenwirker und wurde schlagartig betriebssam.

"Edler, welch leuchtender Glanz in meinem bescheidenen Dienstzimmer. Womit kann meine Wenigkeit euch dienen?"

"Ich will mit den neuen Gefangenen reden. Bring uns zu ihm."
"Aber natürlich, das werde ich sofort tun." Sich stetig verbeugend öffnete er die Tür zum Kerkertrakt. "Folgt mir. Was haben die Unwürdigen getan, dass ihr ihnen eure Gnade erweist?"
"Das ist etwas, was ich nicht mit dir diskutiere."
"Ich verstehe. Verzeiht meine Neugier."
Der Weg führte durch den Vorraum zu den Zellen, auch der dort sitzende Wächter zeigte aufdringliche Demut. Bald stand die kleine Gruppe vor Kaebjorg und Andrels Zelle. Diese wurde eifrig geöffnet. Valure und Xavendithas betraten die Zelle.
"Aufstehen, Gesindel", tönte der Kerkermeister.
Valure schaute ihn scharf an. "Du kannst jetzt gehen. Schließt die Tür."
"Ich kann Euch doch nicht hier alleine bei diesen Verbrechern lassen, Edler."
"Ich kann mich sehr gut zur Wehr setzen, gegen einen Gidwerg und einem Diener Doranas." dann zeigte er auf Xavendithas. "Außerdem bin ich ja nicht allein."
"Wie ihr wollt. Ruft mich, wenn ihr fertig seid."
Die Tür der Zelle schloß sich wieder.
"Wir sind hier, um eure Geschichte zu kontrollieren. Das ist mein Gehilfe Xavendithas. Erzählt."