von Sue Mo Dez 25, 2017 4:29 pm
Kaebjorg war froh, dass seine Verbrennung dank Andrel ohne Wundbrand verheilt war, und das noch am selben Tag. Aber sein lädierter Bart machte ihm zu schaffen. Je näher sie der Stadt kamen, umso mehr Menschen und Ellyll begegneten ihnen. Er fühlte sich von ihnen angestarrt und belächelt. Ihm bangte vor dem Moment, da er einer Gidwergfrau über den Weg laufen würde, und das konnte nicht mehr lange dauern.
Der Heiler hatte gut reden - er jedenfalls gehörte nicht zu den Gidwerg, die mit ihren Narben prahlten, denn es zeugte schließlich von Geschick im Kampf, wenn man nicht verwundet wurde. Ein dichter, langer Bart hingegen, das war etwas, worauf man stolz sein konnte! Einzig Raya hatte offenbar verstanden, dass es nichts Positives daran gab, wenn er zur Hälfte abbrannte, und seither kein Wort darüber verloren. Im Gegensatz zu Quendi und Lylla, die mit Andrels Schere leider nicht viel hatten ausrichten können, und doch ständig beteuerten, dass sein ehemals stolzer Bart fast wie neu aussehe.
Besonders ärgerte ihn, dass das Ganze so kurz vor dem großen Tag geschehen war. Täglich hatte er eine weitere Kerbe in seine Schuhsohle geschnitzt; noch neun Tage waren es bis zum 23.Guntmánaðr, dem Fest des Erwachens. Wo er das wohl verbringen würde? Immerhin, schlimmer als vor 30 Jahren konnte es kaum werden. Damals, er hatte noch in Therdrirsheim gelebt, hatte sein älterer Bruder Kjætvki ihn in jedem einzelnen Wettkampf besiegt und war noch dazu zum besten Schmied des Clans gekürt worden. Kaebjorg mochte lieber nicht daran zurückdenken.
Irmgard trug ihn immer noch standhaft auf ihrem Rücken. Sie kamen immer häufiger an kleinen Gehöften vorbei, passierten Siedlungen, und schließlich kamen die Mauern der Stadt in Sicht. Dort war vielleicht etwas los!
Als die Gruppe sich in die Schlange vor den Stadttoren eingereiht hatte, wandte Andrel sich an die anderen: "Was werdet ihr tun, wenn wir in der Stadt sind?"
Kaebjorg steig aus Irmgard Sattel und tauchte in die Schatten zwischen den Körpern der Umstehenden. "Ich brauch jetzt ein Gasthaus, und wenn's das ranzigste von allen ist." Schließlich musste er sich Mut ansaufen, um das hier durchzustehen! "Und vielleicht nen Stadtplan." Er wandte sich an Lylla. "Gibt's hier ein Gidwergviertel?" Ob er besagtes Viertel aufsuchen oder meiden würde, wusste er selbst noch nicht.