Ohne jetzt mal alles gelesen zu haben, möchte ich gerne meine 5 Cent in den Topf werfen.
Ich finde die Vorstellung, dass es Dinge gibt, die die Menschen nicht verstehen und noch nicht entdeckt haben, ehrlich gesagt eine spannende – wenn auch sehr unrealistisch.
Ich habe in den letzten Jahren (als Recherche für meine Romane) viel Fachliteratur gelesen und viel Zeit auf Wikipedia verbracht. Mit dem ernüchternden Ergebnis, dass es für vieles Erklärungen gibt – wenn auch nicht unbedingt so, wie man sie erwartet.
Die meisten Mythologien lassen sich begründen und auf natürliche Phänomene zurückführen. Man muss beachten, dass es in Zeiten, in denen zB die griechischen oder auch die ägyptischen Götterglauben, Sagen und Mythen entstanden sind, ein gänzlich anderes Weltverständnis herrschte und es niemanden gab, der einen zum Beispiel mit Hilfe von Wissen über elektrische Ladungen und Schall, die Entstehung von Blitz und Donner erklären konnte. Deshalb hat man es eben den Göttern zugeschrieben.
Auch der Wandel von geozentrischem zu heliozentrischem Weltbild hat vieles verändert, genauso wie Galileis Entdeckung, dass die Erde rund sei (man beachte, dass er vor 500 als Ketzer verurteilt wurde).
Auch die katholische Kirche (und sämtliche anderen Glaubensrichtungen) verbreiten das, was wir aus der Antike als Mythen und Sagen kennen. Und um hier mal mein Gebrabbel an der Geschichte Jesu zu verdeutlichen (will hier niemanden auf den Schlips treten, ist nur das, was ich herausgefunden habe): Die gesamte Geburt von Jesus Christus inkl der Geburts durch die Jungfrau Maria, dem Stern im Osten und den drei Weisen lassen sich mit dem Lauf der Sonne und Sternenkonstellationen begründen.
Hier am Beispiel von Datum, Stern im Osten und die Drei Könige: Der Stern Sirius bildet am 24. Dezember mit den 3 Sternen des Gürteln des Orions (heißen ironischer Weise "Drei Könige") eine Linie. Diese Linie zeigt auf den Punkt des Sonnenaufgangs am 25. Dezember. "Die Drei Könige folgen dem Stern im Osten, um den Ort des Sonnenaufgangs zu finden."
Man könnte diesen Mythos (der sich übrigens quer durch viele Kulturen und Götterglauben zieht; u.a. auch der Geburtsgeschichte von Horus) jetzt einfach als real betrachten, da er ja auf Fakten basiert (wenn auch anders als erwartet) oder als Mythos abstempeln – das will ich jedem selbst überlassen.
Was ist also mit in der Popkultur beliebten Gestalten, wie etwa Vampir und Werwolf?
Der beliebte Zwist Vampir vs Werwolf lässt sich weder historisch noch mythologisch begründen. Den einzigen Anhaltspunkt, den ich hierzu gefunden habe und dem ich diese beliebte Geschichte auch zuschiebe, sind die Geschichten um die Romanfigur (!) Graf Dracula. Und das meiste beider Gestalten ist nicht älter als 500 Jahre – was den schönen Mythos des 2000 Jahre alten Vampirs ordentlich ins Gras beißen lässt, wenn man mich fragt.
Während sich der Werwolf noch relativ einfach mit etwa dem Rabi-Virus (eher bekannt als Tollwut) erklären lässt, muss man beim Vampir schon etwas tiefer in die Literaturgeschichte schauen. Wer mir hier mit dem griechischen Wrykolakas kommen will, dem lege ich nahe, sich diese Gestalt mal genauer anzusehen – der ist nämlich halb (moderner) Vampir, halb Werwolf. Auch nett, wenn man sich die heutigen, literarischen Erzfeinde Vampir und Werwolf ansieht
Der Begriff "Vampir", wie wir ihn heute kennen, taucht in historischen Aufzeichnungen erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf. Damals und damit während der Osterweiterung Europas schwappte der Begriff (dort eher bekannt als "upir" oder "strigoi"; aber das sind wieder andere Mythen und Gestalten) auf unsere Breitengrade und jenseits über. Dank der Aufklärung und vieler neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, konnte man aber viele Symptome, die den Vampiren zugeschrieben wurden (Blut bei einer ausgegrabenen Leiche, weiterwachsen von Haaren und Fingernägeln) erklären, weshalb das bald für Unfug abgetan wurde. Bram Stoker hat die Gestalt mit seinen Dracula-Romanen erst richtig geprägt (die scheinbar aus einer Fehlübersetzung entstanden ist). Wer sich mit der historischen Figur Vlad Tepes ein wenig beschäftigt merkt schnell, dass dieser recht wenig mit einem Vampir gemeinsam hat. Ein weiterer, spannender Fall von "Vampirismus" ist hier die ungarische Gräfin Elizabeth Bathory.
Wie gesagt, ich finde den Gedanken höchst spannend und ein Spiel damit in der Literatur finde ich auch immer wieder schön zu sehen, aber das für bare Münze zu nehmen, fällt mir sehr sehr schwer.