Wow, ich weiß gar nicht, was ich sagen sollWouklyn schrieb:
@Drottning Katt
Du grätschst nicht rein. Ich habe auf einen Kommentar von dir gehofft *bewundert Linguisten*
Kann ich verstehen, ich habe mich bisher auch noch nicht an eine Tonsprache gewagt. Ich wollte es aber zumindest als Option aufzeigen, um Worte innerhalb einer Sprache kurz zu halten. Wenn nicht gerade einer oder mehrere Schöpfer deiner Lingua Franca aus einer Tonsprache kommt, stand es vermutlich auch nie zur Debatte, Töne einzubauen. Kleiner Anekdote zu Tonsprachen: Im Studium habe ich an einer simulierten Feldforschung teilgenommen. Da haben wir Studenten eine Sprecherin der Sprache Ngemba Worte, Phrasen und Sätze genannt, die sie dann in Ngemba sagen sollte. Wir haben alles transkribiert und mussten dann nach und nach die Grammatik entschlüsseln, eine Wortliste erstellen usw. (mein Thema war hier das Nominalklassensystem). Ngemba ist eine Tonsprache und mir ist es teilweise wirklich schwer gefallen, die Töne herauszuhören. Es hat dann geholfen, mir die Aufnahmen als Sonagramm anzusehen (je mehr Schwingungen im Sonagramm, desto höher der Ton).Mit den compound words und roots usw. meinte ich dann wohl die „Komposita“. Eine tonale Sprache will ich aber vermeiden. Soll ja möglichst einfach (und auch für mich aussprechbar) bleiben Laughing
Und weil wir gerade bei Wortbildungsverfahren sind, will ich nochmal ein Beispiel aus meiner Sprache Snolarisch teilen, da es hier viele Zusammensetzungen und Derivationen gibt (der Grundwortschatz also überschaubar ist):
Baranraksak bedeutet Eismagier, aber man kann es sehr weit aufdröseln:
an - fließen
r-an - SBJ.3SG.Natur-fließen --> es fließt (und ist eine Naturgewalt (r- wird nur als Marker für Naturgewalten und Gottheiten verwendet)) --> Wasser
ba-r-an - PST-SBJ.3SG-fließen --> es war Wasser (es ist geflossen) --> Eis
rak-sak --> SBJ.3SG.M-gehen --> er geht --> (in diesem Kontext) Agensderivation (so wie das -er aus Lehrer oder Schüler)
ba-r-an-rak-sak --> PST-SBJ.3SG-fließen-SBJ.3SG.M-gehen --> er geht mit Eis --> Eismagier
Man könnte das auch noch mit der Eismagierin durchspielen:
ba-r-an-vu-sak
PST-SBJ.3SG-fließen-SBJ.3SG.F-gehen
Eismagierin
Wenn die Sprache noch sehr jung ist, wird es da noch keine Weiterentwicklungen geben, das stimmt. Aber ich stelle es mir auch extrem schwierig vor, alle vorigen Sprachen zu verbieten (also dieses Verbot durchzusetzen), das könnte - falls es passt - in deiner Story also in einigen Spannungen und Konflikte resultieren, wenn gerade die Leute, die schon ein gewisses Alter bei der Einführung der neuen Sprache hatten, sich weigern, ihre Muttersprachen aufzugeben oder die alten Sprachen grundsätzlich im Geheimen weiterverwendet werden. (Die Kinder direkt mit der neuen Sprache zu erziehen, wird da einfacher, solange es ein Schulsystem gibt, denke ich). Vergessen wir nicht, gleich wie viele Fremdsprachen man erlernt hat, wenn einem was auf den kleinen Zeh fällt, flucht man trotzdem in seiner Muttersprache^^
Was die Weiterentwicklung angeht, muss ich sagen, dass die Sprache ziemlich jung ist und tatsächlich auch durch die Regierung als verpflichtend eingeführt wurde (die vorigen Sprachen und Dialekte wurden verboten). Ich kann mir also vorstellen, dass demzufolge auch auf die „Korrektheit“ geachtet wird, was zu geringen Abweichungen führen dürfte.
Wobei jede Story für sich in ihrer Epoche bleibt, es gibt nur manche, die Jahrhunderte oder gar Jahrtausende früher spielen und von Ereignissen erzählen, die später in den Geschichtsbüchern stehen (oder auch nicht mehr darin stehen, weil die Leute die Ereignisse vergessen haben). Weiß nicht, ob das deutlich wurde^^ Outlander spielt ja meines Wissens mal in der Vergangenheit mal in der Gegenwart (gesehen/gelesen hab ich es nicht, vllt verwechsel ich das auch).Ich finds trotzdem cool. Ich habe davon gehört, dass manche Geschichten schreiben, die in unterschiedlichen Regionen ihrer Map stattfinden. Aber Geschichten in unterschiedlichen Epochen (einschließlich Sprachvarianten) kannte ich bisher nicht. (Mal von Outlander usw. abgesehen)
In Ansätzen und tatsächlich vor allem auf den Wortschatz bezogen. Einige Stories spielen ja mehrere Jahrhunderte vor dem Hauptprojekt, daher finde ich es wichtig, dass die Sprache damals nicht identisch zur Gegenwartssprache ist. Im Studium habe ich ein bisschen was darüber gelernt, welche Tendenzen es in der Grammatik beim Sprachwandel gibt und das habe ich in Ansätzen eingebaut. So hat Gerin'sch (Vorläufer zum heutigen Livanisch) noch ein dreiteiliges Lokalkasussystem (bestehend aus Illativ (zu etwas hin), Lokativ (ruhende Position, Ort) und Elativ (von etwas weg)), im Livanischen sind alle drei Kasus zu einem gemeinsamen Lokativ zusammengefallen und die Richtung der Bewegung wird nur noch durch Postpositionen (wie Präpositionen, aber sie stehen hinter dem Nomen) kenntlich gemacht. Ansonsten schaue ich wie gesagt hauptsächlich aufs Vokabular. Manche Formen sind in der früheren Form länger (z.B. patranatz --> patna), bestimmte Entlehnungen sind noch nicht passiert, solche Dinge eben. Aber das baue ich mir auch nur so, wie ich es für meine Stories brauche. Also habe ich mir nur Gedanken zu Sprachformen, die auch tatsächlich vorkommen, gemacht. Von der Protosprache bis zur modernen Variante habe ich es bisher nicht aufgezogen und das wäre auch ungleich viel mehr Arbeit. Es gibt aber Conlanger, die das so machen. Da wird dann erst die Protosprache gebaut und alles Weitere davon abgeleitet.Geht ihr eigentlich mit euren Sprachen von Proto bis zur modernen Variante mehrere "Evolutionsphasen" durch? Also, so etwas wie Änderungen von Regeln und Aussprachen?