Drottning Katt schrieb:Oh, das ist cool. Aber stelle ich mir auch herausfordernd zu bauen vor.
Allerdings; wie gesagt, das Übersetzen eines Beispieltexts und das damit verbundene Erfinden der notwendigen Wörter waren durchaus anstrengend ... Es ist halt ein komplett anderes System, als in europäischen Sprachen, und dementsprechend schwer, sich als Europäer da hineinzuversetzen. Plus, dass hier immer wieder auch historische Informationen (wie im Beispiel "Dila" gesehen) miteinbezogen werden müssen, damit man die Assoziationen der Sprecher natürlich nachbilden kann.
Und daneben ist es sehr herausfordernd mit dem Verbsystem zurechtzukommen und mit der Abwesenheit von echten Adjektiven, Relativsätzen und anderem. (Es gibt bsp. auch kein "und" und "oder")
Hier mal ein komplexerer Beispielsatz der Sprache:
zo go ejbe hu Ejm-Ze-Di Sinan vi go hun Unaj.
Ich drösel das mal nicht genau auf, aber etwa so:
(zo go)[Handlung: sein Leben verbringen] (ejbe hu)[temporaler Kontext: vor langer Zeit und inzwischen nicht mehr] (Ejm-Ze-Di)[Agens: Gemeinschaft unserer Vorfahren] (Sinan)[Beobachter~Ort: Land/Wildnis] (vi go)[Handlung: leben (in)/wohnen] (hun)[Adverbialer Kontext: einfach/bescheiden] (Unaj)[Inkludal, also Objekt, das beinhaltet: Hütte].
Übersetzt: Vor langer Zeit lebten unsere Vorfahren noch auf dem Lande und wohnten in einfachen Hütten.
Die Sätze werden, wie man sieht, einfach immer aneinandergeklatscht (was halt geht, weil sie immer mit der Wurzel beginnen); falls man ganz sichergehen möchte, dass der Kontext verstanden wird (weil man einen "Satz" bsp. als Nebensatz meint), fügt man am Ende ein Abschlusspartikel ein. Das markiert dann im Grunde einen Bezugs- oder Themenwechsel.
Drottning Katt schrieb:Es gibt da also noch einige feststehende Wendungen, die den Zentral verlangen, wo es dann auch mit dem Verb verschmolzen ist.
Im Prinzip, ja. Der tatsächliche Sinn des Zentrals ist eben, dass dieses Objekt ein integraler Bestandteil der Handlung/Situation ist -- und im Falle von alltäglichen Handlungen wird der Zentral zwar weiterhin gebraucht, drückt aber keinen Fokus aus. Wenn man es mit einer unüblichen Handlung/Situation zu tun hat und nutzt da den Zentral ("Er hat die Akte(Zentral) versteckt" -> Aus Sicht des Sprechers dreht sich hier alles um diese Akte), dann ist es im Grunde ein Fokus. Aber eigentlich ist der Zentral auch die gebräuchlichste Objektmarkierung, deswegen ist er tatsächlich gar nicht (mehr) so stark. (Bzw. ist er irgendwann mit einem ursprünglich existenten Akkusativ zusammengefallen, der wie der Passiv bei Akteuren gebildet wurde)
Drottning Katt schrieb:Gut, nach 90 000 Jahren wird da vermutlich nicht mehr viel übrig sein. Relevant könnte es höchstens werden, wenn deine Charas auf ein Dokument in Dila-Dena stoßen und dieses übersetzen müssen. Aber ob das nach 90 000+ Jahren noch so gut erhalten geblieben wäre, wäre fraglich. Genauso wie der Nutzen eines solchen Dokuments für die Story. Eine Story in der entsprechenden Epoche wäre vermutlich wirklich lohnender um die Sprache einzubauen.
So lang ist die Geschichte meiner Welt gar nicht. Es sind so um und bei 4000 Jahre, für die Elfen etwas mehr, weil sie langlebiger sind. Aber die elfische Geschichte habe ich noch nicht so genau betrachtet.
Ich hatte tatsächlich überlegt, ob es in einer Zwergenstadt, die die Rebellen besuchen werden, (diese wie viele andere Zwergenkulturen sind praktisch Fixpunkte in der sydlanischen Geschichte -- deren Vorfahren lebten zur Zeit von Dila-Zina schon dort im Gebirge und trieben Handel mit den Elfen) noch irgendwelche alten Schriften (dann nicht auf Papier, sondern gemeißelt) geben könnte; aber auch das halte ich nicht für sonderlich wahrscheinlich. Davon abgesehen hatten die damals auch ein komplett anderes Schriftsystem, und nicht mal der Gelehrte Nessenus beherrscht Dila-Dena.
Die Geschichte der Zivilisationen habe ich aufgrund der durchschnittlichen Lebenserwartung von 400-500 Jahren der meisten Wesenarten (bis zu ein paar tausend Jahren bei einigen Drachenarten) etwas zu skalieren versucht; dementsprechend recht einfach so gerechnet: Die erste nennenswerte Kultivierung auf der Erde trat ja gegen 10.000 v.Chr. auf, wenn ich mich nicht irre, also ca. zwölftausend Jahre bis heute. Wenn ich das auf die Lebensdauer von Elfen umrechne (davon ausgehend, dass die meisten Fortschritte insbes. am Anfang häufig zu Generationenwechseln stattfinden, und dass immer wieder durch Kriege etc. Wissen verloren geht), dann müssten etwa 90k Jahre bis zu einem mit unserem vergleichbaren wissenschaftlichen Stand vergangen sein. Da dieser am Anfang meines Martanischen Kaiserreichs bereits vorhanden ist, und noch dazu sicher sehr lange Zeit Magie der Wissenschaft die Show gestohlen hat (wer arbeitet Gesetze der Mechanik aus, wenn er stattdessen Telekinese lernen kann? Ganz zu schweigen von den vielen irreführenden Beweisversuchen zu Theorien, in denen Gelehrte versuchen, Physik und Magie aufeinander zurückzuführen -- was zum Scheitern verurteilt ist, bevor keine Quantentheorie bekannt wird), habe ich den Beginn der ersten Zivilisationen auf etwa 100k Jahre vor Gründung des Martanischen Kaiserreichs gelegt. Von dessen Know-How (Computer, künstliche Intelligenzen, Technomagie, eine Art Internet, usw. -- Geschichten aus der Epoche gehen schon eher in Richtung Science Fiction) kommt dummerweise in anderen Welten wie Sydler wenig an; da gibt's dann eher umgekehrt Brain Drain, wenn die meisten nach Mars reisen, um dort zu studieren, und nicht selten einfach dort bleiben wegen der höheren Lebensqualität.
Daher sind dann nochmal 15k Jahre vergangen, in denen die Welten des Martanischen Kaiserreichs florierten und die anderen noch immer in fast mittelalterlichen Zuständen lebten. Und am Ende
dieses Zeitraums spielt mein aktuelles Projekt
Und so kommt man auf 90k Jahre ^^
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Drottning Katt schrieb:viferkuli (va) kalan.
vi-fer-kul-i (va) kalan.
1SG.S-sehen-3SG.O-PRS (1SG) Stadt
'Ich sehe die Stadt.'
'sehen' verbindet sich hier mit einer Subjektmarkierung (vergleichbar mit den Personalendungen im Lateinischen, nur dass es halt ganz am Wortanfang steht). Hinter dem Stamm folgt eine Objektmarkierung, sofern es ein Objekt gibt. Dieses drückt die Person des Objekts, im Fall der Stadt, dritte Person, aus.
Das Pronomen va an Subjektposition ist hier allerdings optional und wird eher zur Betonung eingesetzt, daher hier mal in Klammern. Mittels der Subjektmarkierung am Verb ist bereits abgedeckt, wer in diesem Satz etwas tut. Es existieren neben den Markierungen also auch alleinstehende Pronomen, aber die werden selten verwendet. Zur Betonung und in offiziellen Dokumenten meist.
Das heißt, es sind auch Sätze möglich, die nur aus dem Verb bestehen:
Vifersai.
vi-fer-sa-i
1SG.S-sehen-2SG.O-PRS
'Ich sehe dich.'
Ah! Ja, das ist ein cooles Konzept. So etwas habe ich bisher auch in keiner Sprache. (Gut, in Sequarisch kann man auch Objekte mit in das Verb einbauen, aber das ist mit der Funktionsweise hier ja nicht wirklich vergleichbar)
Wäre ein Satz mit sowohl Subjekt als auch Objekt in dritter Person dann genauso aufgebaut? Also "Der Terlo sieht die Stadt" wäre dann etwas wie "kulferkuli terlo(+Subjektmarkierung?) kalan"? Oder kann man die Subjekt-/Objekt-Markierung in so einem Fall wegfallen lassen, weil man sowie alles explizit angeben muss?
Und gibt es nur allgemein ein Objektskennzeichen der dritten Person? Oder benutzt du hier auch ein Nominalklassensystem? (Eine Markierung für unbelebte Objekte, eine pro Geschlecht o.ä.)
Oh, und zur Aussprache, was mir gerade auffällt: Würde das "ai" dann als Diphtong gesprochen oder getrennt?
Drottning Katt schrieb:In ditransitiven Konstruktionen gibt es nun drei Argumente (Subjekt, das etwas gibt, ein zu gebendes Objekt (das sog. Thema) und ein Rezipient, der dieses Objekt bekommt). Das Verb markiert auch hier das Subjekt und die Objektmarkierung bezieht sich dann auf den Rezipienten. Das Thema wird also nicht mehr vom Verb erfasst. Es steht separat als unmarkiertes Nomen hinter dem Verb (hier ein Terlo, das ist so eine Art Wolfshund, den ich mir ausgedacht habe).
Vichusai terlo.
vi-chu-sa-i terlo
1SG.S-geben-2SG.O-PRS Terlo
'Ich gebe dir einen Terlo.'
Interessant; macht definitiv Sinn, hier die Rolle zwischen direktem und indirektem Objekt zu tauschen, weil man ja vermutlich öfter das direkte Objekt explizit spezifizieren muss als den Empfänger (sind ja auch bei uns meistens Personalpronomen). Wie wird dann ein Rezipient markiert, der explizit angegeben werden muss? Auch mit einer Objektmarkierung? (Wenn es das gibt? Ich stelle mir das aus dem obigen Beispiel so vor, dass "kala" Stadt und das "-n" die Objektmarkierung wäre, weil die Wörter ja i.d.R. mit Vokalen zu enden scheinen; oder erkennt man das Objekt nur an der Satzposition?) Oder gibt es einen speziellen Kasus/eine Nomenmarkierung für Rezipienten?
Drottning Katt schrieb:Das ist natürlich noch nicht alles, was Telanisch zu bieten hat. Hätte da noch was zu Possessivsuffixen und dem Nominalsystem im Generellen sowie ein wenig Wortschatz (also aus welchen Sprachen entlehnt wurde). Ansonsten ist die Sprache noch recht unfertig, da ich das meistens nicht alles auf einmal bestimme, sondern nach und nach.
So mache ich das aber auch meistens; für die wichtigsten Bestandteile schreibe ich die Grammatik möglichst komplett und dann überlege ich mir einen Beispieltext zum Übersetzen, um das System einmal zu testen und auszubauen. Ansonsten füge ich immer noch Regeln dazu, wenn sie mir beim Drüberschauen oder beim weiteren Übersetzen auffallen; aber bis auf Martanisch und Sydlanisch, mit denen ich teilweise angefangen habe Geschichten zu übersetzen (ich habe sogar eine martanische Version vom Anfang von "Die Physiker" ^^), sind auch eigentlich alle anderen Sprachen bei weitem nicht "fertig".