von marismeno Mo Jan 29, 2018 2:22 pm
Was ich an einem Ende mag: Wenn es kein wirkliches Ende ist, wenn die Geschichte ein zwar dramatischer, bewegender Ausschnitt, aber eben doch nur ein Ausschnitt aus den Lebensgeschichten der betroffenen Charaktere ist. Wenn sie nicht nur jeder eine Vorgeschichte haben, sondern wenn man als Leser sich auch vorstellen kann, dass die Überlebenden zumindest auch jeder seine eigene Zukunft haben. Ich möchte nicht Fanfiktion schreiben, aber ich möchte bei besonders gelungenen (ins Herz geschlossenen) Charakteren gerne für mich phantasieren können, wie es mit ihm/ihr weitergeht. Ein sehr gutes Beispiel dafür: Tintentod (Tintentrilogie Teil 3). Das Buch schreit geradezu nach einer potenziellen Fortsetzung, obwohl die Kerngeschichte eigentlich zuende erzählt ist.
Und ich mag Enden, die nicht zuckersüß sind, wie andere es auch schon vielfach genannt haben. Mein letztes Buch endet dementsprechend so, dass alle Seiten verloren haben, aber es hätte noch viel, viel schlimmer ausgehen können.
Was ich nicht mag: Konstruierte Geschichten, die mainstreamgerecht nach Schema F (z.B. Heldenreise mit Romanze) so ablaufen und enden, wie es nach der ersten Seite absehbar ist, und die dann auch wirklich zuende erzählt sind ("Sie lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage", wie in der Twilight-Reihe). So wie nicht nur jedes zweite Märchen, sondern auch wie jeder Groschenroman und jeder Sonntagabend-Heile-Welt-Film à la Hedwig Courts-Mahler und Co. Da wird im Grunde immer wieder die gleiche Geschichte erzählt.
Was andererseits gut kommen kann, ist eine Geschichte, die auf diese vorhersehbare Art anfängt, und sich dann ganz, ganz anders entwickelt, wo auf einmal der grundgute Loveinteresst sich als der auf eine Doppelcharakter-Art wirklich Böse entpuppt, oder wo die Mary-Sue-Protagonistin ihrem Prinzen Charming plötzlich zwischen die Beine tritt und ihr eigenes Ding durchzieht. Also wenn mit den gängigen Klischees und Standard-Plots nur gespielt wird.