Hallo zusammen.
Ich hatte bereits einige Wochen vorher überlegt, ob ich mich wieder literarisch betätigen möchte. Diese Frage trieb mich im Hintergrund immer umher, bis dann die E-Mail vom Chef dieses Forums kam. Das war vor einigen Wochen. Nun nehme ich mir die Zeit, darauf zu antworten, gleich, in welche Richtung dies gehen mag.
Neuanfang? Ein letztes Mal Adieu sagen? Oder ein Nachruf, hineingeflüstert in das alte Universum voller Phantasten, die gar nicht mehr da zu sein scheinen.
Ich habe im Internet angefangen am 16.12.2006, in einem Forum namens Verlorene Werke. Blutig stümperhaft. Als das Forum schloss, sind wir (eigentlich alle Überlebenden von VW) in das neue Forum Literatopia gezogen, dass aus dem Literaturportal hervorging. (So hieß es glaub ich.)
Zwei Gruppen in einem Forum. Das war spannend zu sehen, wie verschieden wir uns alle entwickelt hatten, und wie wir uns gemeinsam weiterentwickelten. Eine schöne Zeit, wo wir uns gegenseitig inspirierten, spielerisch neue Wege beschritten, uns gegenseitig literarische Postkarten schickten um zu erraten, von wem dies kommen möge.
Leider kam dann auch die Zeit, die ich als Leere bezeichnen möchte, und die hier anscheinend auch nicht spurlos vorbeigezogen ist. Neue Geschichten gab es nur noch sporadisch, und Kommentare noch weniger. Das Leben eben, so hieß es. Familie, Kinder, Arbeit. Da blieb für das, was man eigentlich am liebsten tat keinen Raum mehr. Und jetzt gibt es das Forum auch schon lange nicht mehr.
Ich war lange Zeit dort einer der Wenigen, die in der Leere ausharrten, immer wartend auf das Ende der Finsternis. Und zum Ende, bevor ich ging, kamen alte Leute aus der Versenkung hervor. Leider brachten sie Elemente hinein, die ihnen - wie ich fand - wichtiger waren, als das Schreiben: Gendern. Quoten. Mehr Frauen. Das Schlimme daran war, dass man einige dieser Menschen kannte, aber anders als so, wie sie zurückkehrten. Und das war mir dann irgendwann zuviel. Ich ging, zuerst in ein anderes Forum, dann hierhin, und von hier wieder weg in ein anderes, wo ich mich wohler fühlte.
Warum, so höre ich die Frage. Nun, einer meiner letzten Betätigungsfelder in diesem Forum hatte auch etwas mit diesen Themen zu tun, und - man verzeihe es mir - es liegt mir überhaupt nicht. Abgesehen davon war das andere Forum, was ich aus Pietätsgründen nicht nennen möchte, ein vom Gefühl her "freierer" Ort, wo der Schwerpunkt nicht auf Fantasy liegt.
In dem Forum gab es Spiele. Mit Worten, in Tagen und Wochen zu bewältigende Schreibwettbewerbe. Buttons mit "Danke" und "Gefällt mir", so meine ich mich zu erinnern. Ich war da gerne, nicht nur wegen der warmen Farben, in denen das Forum erblühte, auch wegen der Menschen, die meiner Meinung nach noch immer ihren Schreibdrang hatten, der sie zur Tastatur trieb.
Auch dieses Warum höre ich bereits. Warum bin ich da weg, wenn doch alles so gut war?
Es ist fast dieselbe Begründung, nur aus einer ganz anderen Ecke. Es gab dort eine Person, die sehr selbstsicher gerne darauf hinwies, dass sie ursprünglich etwas anderes gewesen ist. Das ist ehrlich nicht das Problem, auch wenn ich den Vorgang und die Hintergründe, die diese Mitmenschen auf dieser "Reise" machen, nicht nachvollziehen kann. Nein, irgendwann kam eine Geschichte, die die Aufmerksamkeit dieser Person auf sich zog. Die Diskussionen in den Kommentaren uferten schließlich aus, wurden beleidigend, anmaßend, gemein. Im Kern ging es darum, dass ein Vater den Freund seines Sohnes aufgrund seiner Homosexualität schließlich erschlug und im Garten verscharrte. (Wenn meine Erinnerung mich nicht trügt.)
Die Person, die vorher etwas anderes war, ereiferte sich schließlich, Nazismuss, Fremdenfeindlichkeit, und einiges mehr zu unterstellen. Es eskalierte. Ich habe versucht, die Wogen zu glätten, wurde aber durch die Art und Weise leider auch hineingezogen. Für mich, der damals in der Schule tatsächlich aufgepasst hatte, war das im Endeffekt nur noch eine böswillige Unterstellung, der es an Substanz mangelte. Kurz: Ich bat um meine Löschung, die auch prompt erfolgte.
Man verstehe mich nicht falsch. Wenn man jemandem etwas unterstellt, sollte man auch wissen, was man einem unterstellt, und nicht sein Wissen aus der Bild-Zeitung zu Tage fördern.
Das Thema Schreiben war daher für mich seit Jahren obsolet.
Andere Sachen wurden wichtiger. Der Krebs meiner Frau. Mein Ausfall auf meiner Arbeit. Der Freitod meines Bruders. Und viele andere Sachen mehr. Ich schreibe das nüchtern, weil ich im Inneren immer wieder den Drang hatte, diesen Laptop, auf dem ich jetzt schreibe, wieder zum Schreiben zu nehmen. Und immer hielt mich das davon ab, was davor geschehen ist. Ich will nicht gendern. Ich sehe das "*", sowie Quoten, oder das Verwendenmüssen von speziellen Personen als Einchränkung durch eine Ideologie an. Und ich muss mich auch nicht schuldig fühlen dabei, so wie ich mich anfangs schuldig gefühlt habe, oder schuldig fühlen musste. Ich wüsste auch nicht warum. Ich könnte sagen, dass ich durch meine Geschichten noch nie einen homosexuellen Menschen Schaden zugefügt habe, ebenda einer Frau, oder welcher Randgruppe von Menschen und Personen auch immer. Wenn eine Frau Antagonistin ist, dann ist sie es eben. Wenn eine Person, die vorher etwas anderes war, ein Bösewicht ist, dann ist das eben so.
Geschichten entwickeln sich in Freiheit, und diese Freiheit hatte ich nicht mehr. Vielleicht bin ich blind, aber ich sehe sie auch nicht mehr.
Als Gründe möchte ich daher angeben, dass - man verzeihe es mir - die blaue Hintergrundfarbe sehr kühl wirkt. Vielleicht wäre eine wärmere Farbe besser. Als weiteren Grund muss ich leider sagen, dass einige Tage nach meinem letzten Beitrag der Krebs bei meiner Frau diagnostiziert worden ist.
Vielleicht seid ihr wirklich eines der letzten Foren, die mit ihrer Gemeinschaft noch weiterleben können. Das ist gut. Nur ist der Nachwuchs, die Generation, die noch grün hinter den Ohren ist, meistens schnelllebig. Alles muss eiligst erledigt werden. Heute keine Antwort? Morgen schon weg. Hastig mal ein paar Sätze geschrieben - neuer Bestseller? Wohl eher nicht. Zeit, sich mal in Ruhe an den Rechner zu setzen, Konversation zu betreiben, sich mit einem Text kritisch auseinanderzusetzen? Oh, keine Zeit. Zu anstrengend. Es ist vielleicht zu bissig und giftig, wenn ich folgendes schreibe: Die aktuelle Generation von jungen Menschen verbrennt. Vielleicht ist das gut, weil danach eventuell wieder die alten Werte kommen könnten: Geduld. Ausdauer. Freundlichkeit. Kritikfähigkeit. Drang nach schriftlichem Perfektionismus.
Und der Drang, gleichgesinnte Menschen zu finden.
LGD.