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    Beitrag von Susanne Gavenis Mi Apr 25, 2018 2:07 pm

    @Gotthelf: Deine Einstellung zum Diskutieren ist durchaus bewundernswert und, leider, immer weniger verbreitet. Gerade neulich habe ich einen Artikel gelesen, in dem der Autor scharf kritisiert, dass in unserer Gesellschaft das Recht des Einzelnen, auch mal Fehler machen zu dürfen, in zunehmendem Maße abhanden kommt und jeder immer mehr versucht, Fehler von vornherein zu vermeiden und in den Augen der anderen gut dazustehen, statt Fehler als konstruktive Lernmöglichkeit zu begreifen. Was nicht auf Anhieb perfekt gelingt, entlarvt mich als defizitären, mangelhaften Menschen, ungeachtet dessen, ob ich bereits Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet gemacht oder Kenntnisse und Fähigkeiten dazu gesammelt habe oder nicht. Als Konsequenz führt eine solche Angst vor Fehlern dann zu - in meinen Augen - bizarren Entgleisungen wie die Entscheidung mancher Schulen, die Rechtschreibfehler der Schüler in Klassenarbeiten und Diktaten nicht mehr als falsch zu markieren, aus Sorge, das Selbstbewusstsein der Kinder könne durch eine derartige Kritik irreparablen Schaden nehmen (kleine Quizfrage: Was bedeutet das Wort "Vermilieh", das ich einmal im Heft eines meiner früheren Nachhilfeschüler gelesen habe?). Scheinbar kommt das Gefühl, in irgendeinem Bereich oder auf irgendeinem Gebiet einen Makel zu haben, für viele Menschen (oder zumindest für viele Jugendliche und junge Erwachsene) in unserer Gesellschaft in ihrem Empfinden zunehmend einem sozialen Todesurteil gleich. Von daher finde ich deine Einstellung zu Diskussionen vorbildhaft.

    Zur Sache mit dem Bauchgefühl, Gotthelf: Meinst du denn, dass du dieses Bauchgefühl, das du im Hinblick auf Zeichnungen hast, auch auf dein Schreiben übertragen kannst? Ich hatte vor längerer Zeit eine Unterhaltung mit jemandem, der ebenfalls Geschichten schreibt, und mein Bekannter (der, würde ich sagen, in etwa deinem "Autorentyp 2" entspricht, Fred) meinte, dass Schreibratgeber für einen Autor so lange komplett überflüssig seien, wie man mit seinen Romanen Erfolg habe, d.h. solange es gelinge, diese Romane bei einem Verlag unterzubringen, denn das würde zeigen, dass man seinem Bauchgefühl, was die Konzeption von Figuren und Story angeht, vertrauen könne. Ein Schreibratgeber könne, so meinte er, in einem solchen Fall nicht mehr leisten als das, was man bereits völlig unbewusst von allein hinbekomme. Ich hingegen habe mich gefragt, ob er seinem Bauchgefühl damit nicht ein wenig zu viel Macht gegeben (und sich selbst zu viel Macht genommen) hat.

    In seiner Sicht waren das unbewusste Bauchgefühl (das für ihn verantwortlich war für den "Flow", den er beim Schreiben hatte) und die bewusste Erkenntnis von schreibhandwerklichen Prinzipien sowie das bewusste Reflektieren darüber diametrale Gegensätze, die sich nicht nur gegenseitig ausschließen, sondern sich auch bis zur Schreibblockade behindern können, wenn man versucht, dieses unbewusste Bauchgefühl durch theoretisches Wissen sozusagen auf eine neue Ebene zu heben. Für meinen Bekannten galt das Motto: "Bauchgefühl (= Intuition und Kreativität) ist gut, beschäftigen mit Theorie ist Einengung und Zwang". Letztlich war er der Überzeugung, dass man ein solches Bauchgefühl entweder hat, oder man hat es nicht. Und wenn man es nicht hat, nützen einem auch die besten Ratgeber nichts, weil der Kopf niemals den Bauch ersetzen kann. Heruntergebrochen auf die simpelste Aussage könnte man also sagen: Wer einmal zu blöd zum Schreiben ist, wird es immer bleiben, denn das Wichtigste (Bauchgefühl und damit Intuition) ist halt nicht da. Pech gehabt. Ich wage an dieser starken Aussage energische Zweifel anzumelden.


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    Beitrag von Gotthelf Mi Apr 25, 2018 2:16 pm

    Nur kurz, weil ich gleich losfahre:
    Familie.

    Bauchgefühl ist nicht zwingend übertragbar. Manchmal schon, weil dahinter eine gewisse Beobachtungsgabe steht, oder ein analystisches Denkvermögen, das nicht jeder in dieser Ausprägung besitzt, aber das heißt noch lange nicht, dass man sich alles Wissen schneller aneignen kann.
    auch wenn ich die Auffassung deines Bekannten nicht teile, denke ich, dass man Bauchgefühl nicht abgegrenzt von einer Person betrachten darf, es ist ja ein Teil von dir. Wenn du willst, würde ich sagen, es ist sogar "Muscle memory", etwas das du schon intuitiv machst, weil du es so oft gemacht hast, dass du da nicht mehr aktiv darüber nachdenkst. Und genauso wie beim echten muscle memory kann man auch ein falsches Bauchgefühl haben, das einen in die Irre führt. Dementsprechend würde ich Bauchgefühl auch nicht als etwas gottgegebenes sehen (allgemein sehe ich gar nichts als gottgegeben an), sondern etwas, das man sich antrainieren muss durch Wiederholungen.

    Oder wie ein richtig guter Gitarrist mal sagte: Wenn es so etwas wie Talent gibt, dann ist es die Tendenz dazu, das richtige zu tun, um vorwärtszukommen.


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    Beitrag von Fred Erikson Mi Apr 25, 2018 9:09 pm

    Susanne Gavenis schrieb:Ich hatte vor längerer Zeit eine Unterhaltung mit jemandem, der ebenfalls Geschichten schreibt, und mein Bekannter (der, würde ich sagen, in etwa deinem "Autorentyp 2" entspricht, Fred) meinte, dass Schreibratgeber für einen Autor so lange komplett überflüssig seien, wie man mit seinen Romanen Erfolg habe, d.h. solange es gelinge, diese Romane bei einem Verlag unterzubringen, denn das würde zeigen, dass man seinem Bauchgefühl, was die Konzeption von Figuren und Story angeht, vertrauen könne. Ein Schreibratgeber könne, so meinte er, in einem solchen Fall nicht mehr leisten als das, was man bereits völlig unbewusst von allein hinbekomme. Ich hingegen habe mich gefragt, ob er seinem Bauchgefühl damit nicht ein wenig zu viel Macht gegeben (und sich selbst zu viel Macht genommen) hat.
     

    Ich will deinem Bekannten nicht zu nahe treten, aber das halte ich für ausgemachten Unsinn - außer er wäre Stephen King. Dann behaupte ich das Gegenteil. ;D

    Die Tatsache, dass man einen Roman veröffentlicht hat, heißt ja nicht, dass man sich nicht verbessern könnte.
    Sobald man das einräumt, ist die Frage ja, wie verbessert man sich am effektivsten. Den Lernzuwachs durch bloßes Tun halte ich ab einem gewissen Niveau für gering.
    Wir wissen ja beide, dass die Qualität des Lehrmaterials, sei es ein selbst erstelltes Arbeitsblatt oder ein Lehrbuch, sehr wohl Auswirkungen auf den Lernerfolg hat. Nichts anderes ist letztlich ein Schreibratgeber. Ein Medium, dass einem hilft, Wissen aktiv verfügbar zu machen. Also vom reinen "Wissen" in "Anwenden können" umzuwandeln.


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    Beitrag von Niobea Mi Apr 25, 2018 9:46 pm

    Fred Erikson schrieb:
    Ich will deinem Bekannten nicht zu nahe treten, aber das halte ich für ausgemachten Unsinn - außer er wäre Stephen King. Dann behaupte ich das Gegenteil. ;D

    Die Tatsache, dass man einen Roman veröffentlicht hat, heißt ja nicht, dass man sich nicht verbessern könnte.
    Sobald man das einräumt, ist die Frage ja, wie verbessert man sich am effektivsten. Den Lernzuwachs durch bloßes Tun halte ich ab einem gewissen Niveau für gering.
    Wir wissen ja beide, dass die Qualität des Lehrmaterials, sei es ein selbst erstelltes Arbeitsblatt oder ein Lehrbuch, sehr wohl Auswirkungen auf den Lernerfolg hat. Nichts anderes ist letztlich ein Schreibratgeber. Ein Medium, dass einem hilft, Wissen aktiv verfügbar zu machen. Also vom reinen "Wissen" in "Anwenden können" umzuwandeln.

    Ich stimme dir da voll zu, Fred. Wenn ich mir bei manchen Autoren ältere Bücher anschaue und dann die neueren, ist doch immer mal wieder eine Veränderung - Spannungsaufbau, Figureneinführung etc. - zu erkennen. Ich habe leider jetzt gerade kein Beispiel im Kopf.

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    Beitrag von Susanne Gavenis Do Apr 26, 2018 9:49 am

    Wobei, Niobea, mein Bekannter in einem solchen Fall wahrscheinlich irgendwelche unbewussten "Bauch-Lernprozesse" ins Feld führen (und sich damit zunehmend weiter von einer ernstzunehmenden Diskussion entfernen) würde. Bei Romanen, die zu Beginn der Karriere eines Autors schlecht waren und dann immer besser wurden, fällt mir spontan der Erstling von Uschi Zietsch ein, damals immerhin im Heyne-Verlag veröffentlicht (ich müsste mal nachschauen, wie der hieß), wo ich vor allem bei der Psychologie der Hauptfigur teilweise die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen habe. Am haarsträubendsten war es, als der Protagonist, ein Zauberschüler, an der hochangesehenen Magierakademie aufgenommen wird und eines Morgens feststellt, dass man ihn ohne sein Wissen betäubt und kastriert hat, um sicherzustellen, dass er auch seine gesamte Energie auf die Zauberei konzentriert. Er steht also aus seinem Bett auf, sieht die Bescherung, denkt sich: "Na ja, was soll's, passiert ist halt passiert", und danach ist ihm seine unfreiwillige Kastration keinen Gedanken mehr wert. Was hätte man aus einer solchen Situation nicht alles an Spannung und Konflikten herausholen können!

    Um den Bogen wieder zu schlagen: Ich denke ebenso wie ihr, dass sich unbewusstes Bauchgefühl und bewusstes Reflektieren überhaupt nicht ausschließen (oder sogar ausschließen sollten). Ich denke auch, dass ein Schreibratgeber dieselbe Wirkung hat wie ein (gutes) Lehrbuch, nämlich zum einen ganz schlicht Wissen zu vermitteln, das man vorher nicht hatte und mit dem man im Folgenden aktiv arbeiten kann, und zum anderen - was ich auch wichtig finde - das unbewusste Bauchgefühl, das man vielleicht schon vor der Lektüre des Ratgebers hatte, ohne es in Worte fassen zu können, zu bestätigen.

    Ich erinnere mich z.B. noch gut, als ich meinen ersten Schreibratgeber gelesen habe (das war so etwa vor 20 Jahren). Ohne dass ich damals irgendeine Ahnung von solchen Ratgebern oder Schreibtheorie hatte, hatte ich das Glück, den guten alten James Frey mit seinem Ratgeber-Klassiker "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" in meinen Warenkorb zu packen. Bereits bei den ersten Abschnitten des ersten Kapitels, wo Frey über die Unterschiede zwischen dem homo sapiens und dem homo fictus - den fiktionalen Romanfiguren - referiert hat, hatte ich mein erstes Erleuchtungserlebnis und habe gedacht: "Mein Gott, der Mann hat recht!" Sofort hat es in meinem Köpfchen angefangen zu rattern, und mir ist klar geworden, dass ich tatsächlich alle Geschichten, die diese Unterschiede nicht genug berücksichtigt haben (wie sehr viele Geschichten von Schreibanfängern) schlecht fand, und dass die Qualität von Geschichten proportional ansteigt, wenn dieses Prinzip bei der Figuren- und Storykonzeption Anwendung findet.

    Frey hat mir mit anderen Worten durch seine Gedanken eine (um es mal wissenschaftlich zu sagen) kognitive Struktur zur Verfügung gestellt (im Grunde ähnlich wie bei einer Mind Map), mit der ich sofort das, was ich bisher nur unterschwellig gefühlt hatte, in Worte fassen konnte. Und mithilfe dieser kognitiven Struktur konnte ich Beobachtungen und Eindrücke bei der Lektüre von Romanen oder beim Schauen von Filmen ganz anders einordnen und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen. Diesen Zusammenhang hatte ich vorher zwar irgendwie gespürt und mehr oder weniger in meinen eigenen Geschichten angewendet, aber ich hatte letztlich beim Schreiben und Konzipieren keine wirkliche Kontrolle darüber, eben weil es bis dahin nur ein "Bauchgefühl" war. Von daher bin ich der Meinung, dass sich bewusstes Wissen und unbewusstes Bauchgefühl im besten Fall ergänzen sollten.

    Wenn so ein Bauchgefühl in Bezug auf bestimmte handwerkliche Prinzipien schon da ist, bevor man einen Schreibratgeber liest, ist es, denke ich, einfacher, als wenn ein angehender Autor den umgekehrten Weg gehen muss, wenn also sein unbewusstes Gespür für Geschichten ziemlich stark von dem abweicht, was schlicht und einfach gut und richtig ist (so jemanden kenne ich auch). Wenn ich z.B. erkläre, warum ich bestimmte Autorenentscheidungen in bestimmten Geschichten schlecht und kontraproduktiv finde, kommt fast immer von meiner Bekannten die Antwort: "Warum denn das? Das ist doch gerade das Tolle an der Geschichte! Ich würde es genauso machen!" Sie hat unheimliche Probleme damit, dieses Bauchgefühl, das ihr spontan oft zu schlechten konzeptionellen Entscheidungen bei ihren Geschichten rät, mit Hilfe von gelernten Prinzipien aus Schreibratgebern zu korrigieren. Ich denke, auch das ist am Ende eine Frage von Geduld und Hartnäckigkeit und des ständigen "learning by doing", weil es darum geht, das intuitve Bauchgefühl sozusagen mit bewusst reflektierten Überlegungen ein Stück weit zu überschreiben. Andere angehende Autoren, die von vornherein ein intuitiveres unbewusstes Gespür für die Wirkung von Geschichten und Figuren besitzen, haben es in dem Fall leichter, das gelernte Wissen aus Schreibratgebern in ihrem Gehirn zu vernetzen und spontan(er) anzuwenden.


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    Beitrag von Drachenprinzessin Do Apr 26, 2018 5:33 pm

    @all: Vielen tausend Dank an die lieben Worte! Das macht mir wirklich Mut  Plauderecke - Seite 2 941564694

    Susanne Gavenis schrieb:Was nicht auf Anhieb perfekt gelingt, entlarvt mich als defizitären, mangelhaften Menschen, ungeachtet dessen, ob ich bereits Erfahrungen auf einem bestimmten Gebiet gemacht oder Kenntnisse und Fähigkeiten dazu gesammelt habe oder nicht.
    Dieses Verhalten ist erst seit neuerem so, ehrlich? Den Satz, den ich als Kind am öftesten gehört habe, war "Lass es, Du kannst es nicht, bzw. Du machst es eh falsch". Daher rühren bei mir die Magenverstimmungen jedes Mal, wenn ich an Diskussionen denke. Ich bin halt noch darauf trainiert, dass ich nichts kann, nichts wert bin usw und daraus zu kommen ist echt schwer Plauderecke - Seite 2 4238732442 aber wenn ich euch richtig verstanden habe, brauche ich bei euch keine Angst zu haben, oder? Ihr knallt mir kein "Lass es, Du kannst es eh nicht" vor den Kopf, oder? (Jedenfalls würde ich euch das nicht zutrauen...)


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    Beitrag von Susanne Gavenis Do Apr 26, 2018 5:51 pm

    Ja, da hast du ganz gewiss recht, als individuelle biographische Erfahrung im Rahmen der Familie gibt es solche fiesen Botschaften an die eigenen Kinder vermutlich schon, seit es Menschen gibt. Und dass man daran teilweise bis ins Erwachsenenalter (und darüber hinaus) oft heftig zu knabbern hat und es richtige Anstrengungen erfordert, diese destruktiven Botschaften im eigenen Denken in ihre Grenzen zu weisen und infrage zu stellen, kennen wahrscheinlich - bis auf ein paar wenige vom Schicksal begünstigte Ausnahmen - die meisten Menschen.

    Was ich hier allerdings meinte, war die Beobachtung, dass sich diese Angst vor Fehlern und der Versuch, stets nach außen hin perfekt zu erscheinen, immer mehr zu einem gesamtgesellschaftlichen Phänomen zu entwickeln scheint und zunehmend auch Menschen betrifft, die in ihrer Kindheit keine biographischen Erfahrungen gemacht haben (z.B. ständig negative Beziehungsbotschaften von den Eltern), durch die man normalerweise solche einschränkenden Überzeugungen und Ängste entwickelt, mit denen man sich dann in seinem weiteren Leben herumschlagen muss. Wenn diese Beobachtungen tatsächlich zutreffen - und ich habe das Gefühl, dass das so ist -, wäre das eine gesellschaftliche Entwicklung, die einem durchaus Sorgen machen kann.


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    Beitrag von Susanne Gavenis Do Apr 26, 2018 6:13 pm

    @Drachenprinzessin: Was ich eben noch vergessen hatte: Du kannst mit absoluter Sicherheit davon ausgehen, dass du keine Angst zu haben brauchst, ein "Lass das mal, das kannst du eh nicht" von uns zu hören (und ich denke, dass ich da für alle sprechen kann). Jeder Gedanke, den jemand äußert (ob Fred, Gotthelf, du, ich oder ein anderer), ist vollkommen gleichberechtigt zu allen übrigen und es wert, betrachtet zu werden. Und wenn jemand auf die Gedanken, die du äußerst, etwas erwidert, brauchst du das niemals als Kritik oder Ablehnung oder ein Sich-darüber-lustig-machen aufzufassen, auch wenn jemand sagen sollte: "Mhm, Drachenprinzessin, das sehe ich ganz anders als du" - was AUF KEINEN FALL heißt, dass dein Gedanke dumm war, sondern nur, dass er einen zum Nachdenken angeregt und dazu gebracht hat, über seine eigenen Ansichten zu reflektieren.

    Wie oft war ich z.B. in den letzten Jahren mit Gotthelf absolut NICHT einer Meinung, und trotzdem würde ich niemals auf die Idee kommen zu denken, dass Gotthelf dumm ist und am besten von Anfang an den Mund hätte halten sollen. Jemand, der einen anderen aufgrund dessen, was er denkt und sagt, als dumm oder unfähig oder was auch immer abqualifiziert, sagt damit AUSSCHLIEßLICH etwas über sich selbst aus, nicht über denjenigen, den er auf eine so abfällige Weise kritisiert (oder vielmehr beschimpft), da er einfach zeigt, dass es ihm an grundlegenden sozialen Fähigkeiten und Persönlichkeitsreife fehlt. Lange Rede, kurzer Sinn: Du kannst hier ALLES sagen, was du denkst, ohne Angst haben zu müssen, dafür kritisiert zu werden.


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    Beitrag von Sue Fr Apr 27, 2018 1:26 pm

    Hey, mal ein kurzer Einwurf von mir.^^ Ich überfliege alles so ein bisschen, was hier geschrieben wird, aber zum richtig Lesen komme ich wohl erst nächste Woche.
    Susanne, ist es irgendwie möglich, grob anzugeben, in welchen Kapiteln des Ratgebers die einzelnen Themenbereiche behandelt werden?
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    Beitrag von Susanne Gavenis Fr Apr 27, 2018 5:05 pm

    Also, die Reihenfolge der Leserunden-Abschnitte richtet sich ziemlich genau nach der Abfolge der Kapitel. In den meisten Fällen sind sich Leserunden-Themen-Abschnitts-Überschrift und Kapitelüberschrift im Ratgeber sehr ähnlich. Aber im Zweifelsfall kann ich gerne noch Hinweise einfügen, wo im Ratgeber die einzelnen Abschnitte angesiedelt sind.

    Ich denke, dass wir die Leserunde jetzt auch offiziell eröffnen können.


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    Beitrag von Drachenprinzessin So Apr 29, 2018 1:24 pm

    @Susanne: Danke nochmal für die lieben Worte! Plauderecke - Seite 2 941564694 Ich werde sie auf jeden Fall im Hinterkopf behalten jedes Mal, wenn ich mich in die Diskussion einbringe und die Reaktionen der anderen dazu sehe Wink

    Was die generelle Angst vor Fehlern angeht, hab ich zu wenig soziale Kontakte um mir da ein klares Bild zu schaffen. Was mir allerdings aufgefallen ist, auch eher in meinem Familienkreis, ist dass Leute immer mehr dazu tendieren einfach zu glauben was ihnen vorgesetzt wird ohne sich selber zu informieren.


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    Beitrag von Earl Grey Di Mai 01, 2018 12:17 am

    So, ich melde mich auch mal zu Wort. (Leider habe ich mal wieder ziemlich viel um die Ohren, daher bin ich momentan nicht so present, aber ich werde versuchen, so oft wie möglich hier vorbeizuschauen.)

    Ich betrachte Schreiben als Kunst. Und in der Kunst gibt es, im Gegensatz zur Wissenschaft, kein Richtig und kein Falsch. Das hat Vor- und Nachteile. Nichtsdestoweniger gibt es Regeln und Techniken, Richtlinnien und Vorschläge, die man eben einhalten kann oder auch nicht. Am Ende stimmt es schon: Was funktioniert, ist gut. An dieser Stelle möchte ich kurz erwähnen, dass ich den Erfolg eines Buches nicht daran festmache, wie erfolgreich es verkauft wird, sondern wie gut die Qualität der Geschichte mMn ist.
    Natürlich spielt Talent oder Bauchgefühl dabei eine Rolle. Wenn man kein Gefühl fürs Schreiben hat, sei es für Charaktere, Plot, Kreativität oder Sprache, ist es mMn sehr schwer, das effektiv zu lernen. Ein Stück weit kann man alles lernen, auch wenn man sich schwer damit tut, doch es ist wie bei allem, dass es manchen leichter fällt und sie unbewusst vieles "richtig" machen. Was ich jedoch nicht verstehe ist die Einstellung, sich aktiv dagegen zu wehren, etwas zu lernen. Das beobachte ich nur beim Schreiben. Wenn jemand singen oder zeichnen möchte, eignet man sich die Techniken an. Warum also nicht beim Schreiben?
    Ich glaube außerdem nicht, dass irgendjemand, auch nicht Stephen King, perfekt ist. Man kann immer noch etwas lernen. Und ich persönlich finde es sehr wichtig, sich mit der Technik des Schreibens auseinander zu setzen. Ganz nach dem Motto: Nur wer die Regeln kennt, darf sie brechen. Wo wir nun zum Thema Ratgeber kommen. Es gibt ja einige Regeln, denen man immer wieder begegnet. Und für jede Regel findet man Ausnahmen in erfolgreichen, guten Büchern (Benutze möglichst wenig Adjektive! - Walter Moers, Terry Pratchett; Nicht zu viel Hintergrund zu Nebencharakteren! Nicht zu viele Zufälle! - Jonas Jonasson). Da es Kunst ist, muss man sich nicht an diese Regeln halten. Aber ich finde es sehr wichtig, sich bewusst zu machen, dass es sie gibt, warum es sie gibt, und was es bewirkt, sie zu befolgen oder sie bewusst zu brechen. Auch im Hinblick auf mögliche Leser und Kritiker und deren Erwartungen.
    Ein Ratgeber kann auf technische Aspekte hinweisen, über die man vielleicht noch nie nachgedacht hat. Und auch wenn der Ratgeber selbst vielleicht Murks ist, kann er doch hilfreich sein, indem er einen dazu anregt, seine Geschichten mal anzuschauen. Wenn man dann für sich entscheidet, dass man anderer Meinung ist, ist das auch vollkommen in Ordnung. Aber man weiß es dann, und weiß auch warum. Und vielleicht findet man etwas, das einem einleuchtet, und denkt sich: Oh, stimmt, wenn ich das anders mache, ist meine Geschichte viel besser! So oder so, man lernt sich selbst besser kennen und kann nur davon profitieren. Man muss sein Handwerk kennen.

    Und auch Diskussionen eigenen sich perfekt dafür. Ich selbst neige manchmal dazu, etwas vorschnell zu urteilen. Im Gespräch erfahre ich dann oft andere Meinungen und erkenne Aspekte, die mir bisher noch nicht aufgefallen sind und gar nicht so selten ändert sich dadurch meine Sichtweise. Ich finde, darum geht es in Diskussionen. Man will sich ja austauschen. Wenn ich keinen Senf von anderen hören will, schreibe ich Tagebuch Very Happy Und da es bei uns ja ohnehin nur persönliche Meinungen und Geschmack statt Richtig und Falsch gibt, kann eine Diskussion ja nur hilfreich sein Wink Vor allem mit so tollen Mitdiskutierenden :3 Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Leserunde!


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    Beitrag von Fred Erikson Di Mai 01, 2018 1:39 pm

    Earl Grey schrieb:Was ich jedoch nicht verstehe ist die Einstellung, sich aktiv dagegen zu wehren, etwas zu lernen. Das beobachte ich nur beim Schreiben. Wenn jemand singen oder zeichnen möchte, eignet man sich die Techniken an. Warum also nicht beim Schreiben?
    Den Nagel auf den Kopf getroffen. Gerne wird der Unwille Techniken zu erlernen damit begründet, dass "so etwas die Kreativität einschränkt". Für mich absolut nicht nachvollziehbar!

    Earl Grey schrieb:
    Man muss sein Handwerk kennen.

    Und auch Diskussionen eigenen sich perfekt dafür. Ich selbst neige manchmal dazu, etwas vorschnell zu urteilen. Im Gespräch erfahre ich dann oft andere Meinungen und erkenne Aspekte, die mir  bisher noch nicht aufgefallen sind und gar nicht so selten ändert sich dadurch meine Sichtweise. Ich finde, darum geht es in Diskussionen. Man will sich ja austauschen. Wenn ich keinen Senf von anderen hören will, schreibe ich Tagebuch Very Happy Und da es bei uns ja ohnehin nur persönliche Meinungen und Geschmack statt Richtig und Falsch gibt, kann eine Diskussion ja nur hilfreich sein Wink Vor allem mit so tollen Mitdiskutierenden :3 Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die Leserunde!

    Amen!


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    Beitrag von Niobea Mi Mai 02, 2018 1:56 pm

    [quote="Fred Erikson"]
    Earl Grey schrieb:Was ich jedoch nicht verstehe ist die Einstellung, sich aktiv dagegen zu wehren, etwas zu lernen. Das beobachte ich nur beim Schreiben. Wenn jemand singen oder zeichnen möchte, eignet man sich die Techniken an. Warum also nicht beim Schreiben?
    Den Nagel auf den Kopf getroffen. Gerne wird der Unwille Techniken zu erlernen damit begründet, dass "so etwas die Kreativität einschränkt". Für mich absolut nicht nachvollziehbar!

    Earl Grey schrieb:
    Man muss sein Handwerk kennen.


    Hier stimme ich euch beiden absolut zu - als ich anfing, mich ernsthafter mit dem Schreiben zu beschäftigen - also so mit Mitte 20 - dachte ich, dass es nur auf die Ideen ankommt - genauso war es beim Nähen, ich hatte Ideen, wie ein Teil aussehen soll, bekam es auch irgendwie hin - aber gut war anders.

    Seitdem ist meine Devise: ich muss die Regeln kennen, um sie zu brechen.

    Also habe ich gelesen, Übungen gemacht, neu geschrieben ...

    Susanne, dein Buch macht mir beim Lesen Spaß. Ich habe es in den letzten Tagen hauptsächlich in der Bahn gelesen, die Fahrten waren eigentlich zu kurz. Vielen Dank Very Happy
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    Beitrag von Susanne Gavenis Mi Mai 02, 2018 4:38 pm

    Na, das freut mich, dass ich dir die öden Bahnfahrten ein wenig versüßen konnte! Plauderecke - Seite 2 3705172640


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    Beitrag von Drachenprinzessin Do Mai 03, 2018 1:05 pm

    Niobea schrieb:Susanne, dein Buch macht mir beim Lesen Spaß.
    Das kann ich nur unterschreiben! Du schaffst es einen Stoff, den man auch ziemlich dröge und trocken hätte erklären können so rüberzubringen, dass es Spaß macht dein Buch zu lesen Plauderecke - Seite 2 3402984712


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    Beitrag von Susanne Gavenis Do Mai 03, 2018 5:21 pm

    Na, bei so viel Lob werde ich sofort in die Tasten hauen und den zweiten Band schreiben! Vielen Dank! Plauderecke - Seite 2 497884058


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    Beitrag von Susanne Gavenis Mo Mai 07, 2018 3:59 pm

    Damit sich niemand wundert, möchte ich schon mal ankündigen, dass ich in der zweiten Wochenhälfte wahrscheinlich nur sehr wenig Zeit haben werde, um hier vorbeizuschauen und Beiträge zu schreiben. Das heißt nicht, dass ich plötzlich auf Nimmerwiedersehen nach Timbuktu geflohen bin (das überlasse ich einer gewissen Ente). Plauderecke - Seite 2 431787231


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    Beitrag von Fred Erikson So Mai 13, 2018 11:10 pm

    Ich war ja die letzten Tage recht stumm, was daran liegt, dass ich elend viel zu tun habe. Kurzes Schulhalbjahr des Todes! In Kombi mit der Oberstufenumstrukturierung an meiner Schule und der Planung meiner Badrenovierung ist der Mai einfach dicht bei mir. Vor Donnerstag werde ich wohl nicht zum schreiben kommen. Sad


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    Beitrag von Sue Mo Mai 14, 2018 11:57 am

    Dann schau mal mich an, ich bin zu noch gar nichts gekommen hier ... :/
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    Beitrag von Susanne Gavenis Mo Mai 14, 2018 6:19 pm

    Das beruhigt mich doch sehr, da ich mir über das lange Wochenende auch so einiges an schulischer Arbeit mit nach Hause genommen hatte und daneben die paar freien Tage für zumindest noch ein wenig außerschulische soziale Aktivitäten verwendet habe, die in der stressigen Abizeit etwas arg zu kurz gekommen sind. Voraussichtlich werde auch ich wohl erst wieder ab Mittwoch oder Donnerstag so richtig hier mitmischen können und bin daher froh, dass ich in den letzten Tagen nicht so viel hier verpasst habe, das hätte mich nämlich schon ein bisschen geärgert. Schulhalbjahr des Todes trifft es ziemlich gut, Fred!


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    Beitrag von shiva strife Mo Mai 14, 2018 10:23 pm

    Hab ich jetzt den offiziellen Start verpasst?


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    Beitrag von Sue Mo Jun 25, 2018 9:22 pm

    Ich wollt mich nur mal zwischenmelden. Ist ja geradezu peinlich, wie viel man hier von mir hört.  Plauderecke - Seite 2 4116661953
    Ich hab die Leserunde nicht vergessen und hoffe, mir bald mal einen Überblick verschaffen zu können, wie weit ich im Buch lesen sollte. Lesen geht ja flott; bei den ganzen Beiträgen hier komm ich aber wahrscheinlich nicht mehr nach. Dann steig ich einfach da wieder ein, wo ihr aktuell gerade seid. Ich hab irgendwo aufgeschnappt, dass die Leserunde zeitlich nicht begrenzt sein soll, das ist schonmal gut!  Plauderecke - Seite 2 374496072
    Mein Buchprojekt läuft gerade auch wieder, ich bin am Ende von Kapitel 13/14. Danach sollte ich Zeit haben.  Plauderecke - Seite 2 4292971096
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    Beitrag von Susanne Gavenis Di Jun 26, 2018 9:48 am

    Ja, so wie es aussieht, könnte uns die Leserunde locker noch über den Herbst begleiten. Da ich mittlerweile gelernt habe, dass gerade bei Leserunden die Verpflichtung, unbedingt etwas zur Leserunde schreiben zu MÜSSEN, obwohl es eigentlich im Moment total ungünstig ist und man überhaupt keine Zeit (oder Lust) dazu hat, immer nach hinten losgeht und am Ende alle nur genervt sind, sehe ich das alles inzwischen entspannter. Schade wäre nur, wenn die Leserunde nach zwei oder drei Jahren nur noch als Forumleiche mitgeschleppt werden würde, die schon seit vielen Monaten niemand mehr angeschaut hat (oder, weil sie ohnehin schon vermodert ist, auch niemand mehr anschauen möchte).


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    Beitrag von Fred Erikson Di Jul 03, 2018 11:27 am

    Auch eine kurze Rückmeldung von mir: Ich komme im Laufe der Woche zurück ins Forenleben.


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