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Kapitel 3: In der Fremde 1-88

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    Kapitel 3: In der Fremde

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    Beitrag von Susanne Gavenis Di Sep 09, 2014 3:46 pm

    Hier könnt ihr etwas zum 3. Kapitel schreiben.
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    Beitrag von Drachenprinzessin So Okt 12, 2014 8:16 pm

    Hallo Susanne!

    In diesem Kapitel ist Shaan das erste Mal in seinem Leben in einem Dorf. Prompt erleben er und Gefflan, wie ein Mann seinen Sohn beinah verprügelt. Shaan greift sofort ein und beeinflusst den Mann damit er seinen Sohn und seine Frau in Ruhe lässt. Einerseits verstehe ich Gefflan's Wut auf Shaan, andererseits verstehe ich Gefflan's Sicht nicht. Was ist so falsch daran einem wehrlosen Kind und seiner hilflosen Mutter zu helfen? Abgesehen davon ist es typisch für Shaan zu helfen, eben weil er so sanft und mitfühlend ist.
    Im zweiten Dorf schleicht Shaan sich heimlich aus dem Zimmer während sein Vater schläft um sich das Fest genauer anzusehen. Ihm brennt verständlicherweise der Hals nachdem er von dem alkoholischen Getränk genippt hat, dass ihm der Wirt gegeben hat. Natürlich lachen die "gestandenen Männer" ihn aus. Da hatte ich Mitleid mit ihm.
    Mitleid hatte ich auch in der Situation wo er von den Mädchen umringt war und sich nicht ohne die Hilfe seiner Magie aus der Situation retten konnte. Er verflucht sich selbst dafür. Zum einen weil er dadurch den prügelnden Mann nicht mehr unter seiner Kontrolle hat und zum anderen weil er sich vor dem Verlassen seines Zuhauses geschworen hatte, seine Magie nicht mehr für solche "Spielereien" anzuwenden.

    Mit diesem Kapitel versuchst Du (glaube ich) deine Leser in dem Glauben zu wiegen, dass Shaan seiner Aufgabe nie und nimmer gewachsen ist. Das ist dir gut gelungen, keine Frage, aber ich glaube da nicht so recht dran. Gut, er ist unsicher und weiß nicht viel von der Welt, was ein deutlicher Nachteil im Kampf mit der Shai'Yinyal ist. Aber in einer Stress- bzw. Gefahrensituation kann man durchaus über sich hinaus wachsen. Außerdem ist die Lanhal in einer Großstadt aufgewachsen und hat dementsprechend "Ahnung von der Welt". Ich glaube, dass sie nur zusammen eine Chance haben gegen die Shai'Yinyal und den Yinyal zu bestehen.

    Mal gucken wie's weitergeht Wink

    Herzliche Grüße
    Drachenprinzessin


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    Beitrag von Susanne Gavenis Mo Okt 13, 2014 7:45 pm

    Hallo Drachenprinzessin!

    Ja, in diesem Kapitel wollte ich Shaan mit der großen weiten Welt konfrontieren und dadurch auf eine andere Weise als im ersten Kapitel seine Schwächen aufzeigen. Ging es im ersten Kapitel nur um seine Beziehung zu seinem Vater mit allen daraus resultierenden Problemen, wollte ich diese Probleme nun in den größeren sozialen Rahmen der Gesellschaft stellen, in der er sich von nun an ja zwangsläufig bewegen muss. Dabei sollte deutlich werden, wie wenig soziale Fähigkeiten im Umgang mit Menschen Shaan durch die isolierte Erziehung seines Vaters tatsächlich hat und wie wenig er über die gesellschaftlichen Regeln und Gepflogenheiten weiß.

    Vor allem die Szene mit den Mädels auf dem Fest war in dieser Hinsicht wichtig, da Shaans Unbedarftheit und Naivität gerade im Umgang mit dem anderen Geschlecht hier besonders hervortritt. Da die Lanhal ja ebenfalls ein Mädchen ist, entsteht hier noch einmal eine neue Problematik für Shaan, zumal er sich der Lanhal ja nicht als ihr Beschützer zu erkennen geben darf, sondern zunächst völlig auf seine sozialen Kompetenzen angewiesen ist, um einen Kontakt herzustellen und aufzubauen. Von daher hast du auf alle Fälle Recht, dass nur Shaan und die Lanhal zusammen eine Chance gegen die Shai'Yinyal haben werden. Das Dumme dabei ist nur, dass Shaan ihr ja nicht die Wahrheit über sich verraten darf und deshalb trotzdem auf unbestimmte Zeit auf sich allein gestellt ist.

    In der Szene mit dem Jungen und seinem randalierenden Vater sollte auch die Info gegeben werden, dass die Shai'Yinyal - anders als vor dem Ruf der Lanhal - von nun an spüren kann, dass und wo Shaan seine Magie einsetzt (und ebenso umgekehrt). Von daher haben sich die Bedingungen für Shaan erheblich verschärft, und dass Gefflan seinerseits die Schraube seiner pädagogischen Maßnahmen noch einmal anzieht, ist leider folgerichtig, zumal er nun noch ein weiteres Ventil hat, um Shaan für den Tod seiner Frau bestrafen zu können. Es ist für ihn einfach eine weitere elegante Möglichkeit, Shaan für jede winzige Unachtsamkeit zur Rechenschaft ziehen zu können, und dass Shaan durch die Rettung des Jungen seine Kräfte offenbart hat, kommt ihm da sehr gelegen. Außerdem sollte die Szene mit dem Jungen und die mit den Mädels auf dem Fest zeigen, dass Shaan - so wie du es auch gesagt hast - bisher so wenig soziale Kompetenzen entwickeln konnte, dass er in für alle anderen banalen Alltagssituationen auf seine Magie zurückgreifen muss und dadurch seine eigenen guten Absichten und Taten selbst wieder sabotiert - was verständlicherweise seine Selbstzweifel noch verstärkt, statt ihm Vertrauen in die Zukunft zu geben.


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    Beitrag von SilbenPrinz Fr Okt 17, 2014 9:32 am

    Hallo Susanne

    In der Fremde stolpere ich mal wieder über deine Adjektive. Der Weg ist einsam, obwohl sie zu zweit unterwegs sind und die Vögel rufen nicht nur fröhlich, nein ihre Melodie hallt an gewaltigen Stämmen gleich einer Kathedrale im tirilierenden Klangteppich. Sorry, das ist für mich viel zu dick aufgetragen und zu wahllos zusammengestellt.
    Auf Seite 81 gibt es jungendliche Mädchen und Jungen, klingt komisch in meinen Ohren. Klar, du meinst Jugendliche, doch der Ausdruck war dir zu modern. Vielleicht wäre  'älteren' Mädchen und Jungen eine Alternative.
    Außerdem wüsste ich gerne wie Muskeln gefährlich angespannt sein können? Heißt das, sie drohen zu zerreißen? Wohl kaum. Der Mann der Shaan bedroht ist gefährlich, nicht seine Muskeln. Die sind bestenfalls stark angespannt oder kurz vor dem Zerreißen.
    Shaan begeht zweimal den Fehler seinen Standort an seinen Feind zu verraten, indem er einmal zu helfen und beim zweiten Mal, noch schlimmer, sich nur aus einer unbedachten Situation zu befreien versucht. Ich bin geneigt Gefflans Ungeduld mit Shaan zu verstehen. Hier zeigt er große Schwächen, begründet im Umstand, dass er zum ersten Mal der ,weiten‘ Welt ausgesetzt ist. Ich kann gut nachvollziehen, dass er der Versuchung erliegt (zugleich revoltiert) und da eine direkte Strafe, in meinen Augen, ausbleibt, reagiert er hier wie die meisten Kinder und Jungendlichen. Er verdrängt das Problem.
    Wie in einem guten Plot üblich, wo das Versagen des Helden einfach dazugehört, erleben wir das auch hier. Da ich mich über Shaan ärgere, würde ich behaupten die Stelle ist dir gut gelungen. Du hättest überlegen können ihn einer unmittelbaren Reaktion auszusetzten, indem seine Gegnerin oder deren Lehrmeister auftaucht um die Gefahr zu steigern. Wäre eine tolle Stelle dafür gewesen Gefflan von den Gegner töten zu lassen, damit Shaan so richtig hilflos dasteht und die Konsequenzen seiner Unbedachtheit zu fühlen bekommt. So sehe ich ein dickes Ende für Shaan kommen. Da die Reaktion hier ausfällt, wird sie später umso heftiger sein, denke ich.


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    Beitrag von Susanne Gavenis Mo Okt 20, 2014 4:03 pm

    Hallo Silbenprinz!

    Das mit dem Fehler begehen der Protagonisten ist in der Tat eine knifflige Angelegenheit. Stellen sie sich zu tölpelhaft an, nerven sie den Leser, und er schlägt sich im schlimmsten Fall auf die Seite der Bösewichte und denkt: "Wer so dumm ist, der gehört zurecht bestraft!" Von daher war es mir in diesem Kapitel wichtig, die (möglichen) Fehler, die Shaan begeht, in einen Rahmen zu stellen, der für den Leser aufgrund von Shaans Biographie verständlich und plausibel ist und ihn keine Sympathien kostet.

    Zum einen ist der Aufbruch aus dem Tal - und damit der Einbruch der Welt "da draußen" in Shaans bis zu diesem Augenblick beengtes Leben - der Auslöser für ein ständiges Überforderungsgefühl. Da er bisher keinerlei Übungsmöglichkeiten besaß, um soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen Menschen zu entwickeln oder überhaupt Erfahrungswerte sammeln konnte, um soziale Situationen zu interpretieren und einschätzen zu können, sollte dieser Aspekt seiner Persönlichkeit im dritten Kapitel im Vordergrund stehen. Damit verbunden ist natürlich sofort die Gefahr, aufgrund seiner mangelnden sozialen Erfahrung Fehler zu begehen, die seine Aufgabe - den Schutz der Lanhal - mittelbar oder unmittelbar gefährden. Dass sich Shaan nach Gefflans Rüge bewusst ist, was das richtige Verhalten wäre, und sich trotzdem aus den Fängen der Mädels nicht anders als durch seine Magie zu retten weiß, verschärft für ihn das Problem und lässt ihn sich noch minderwertiger fühlen. Hier war es mir sehr wichtig, dass beim Leser das Mitgefühl für Shaan trotz seines Fehlverhaltens überwiegt und er denkt: "Wäre ich so aufgewachsen wie Shaan, hätte mir das Gleiche passieren können."

    Zum anderen sollten die Fehler, die Shaan eventuell begeht, aus Gründen geschehen, die an sich wertvoll und menschlich integer sind. Neben dem besagten Überforderungsgefühl in der weiten Welt ist Shaan aufgrund seiner Persönlichkeit (und auch aufgrund seiner eigenen Erfahrungen mit einer lieblosen Erziehung) ein Mensch mit einem starken Gerechtigkeitsgefühl. Unmittelbar zu erleben, wie vor seinen Augen ein Vater sein Kind verprügeln will, ohne dass er eingreift, obwohl er es könnte, geht zu sehr gegen die Grundzüge seines Charakters. Diesen Aspekt erstmals zu thematisieren, war ebenfalls ein wichtiges Ziel dieses Kapitels, denn darin ist ja ein innerer Konflikt für Shaan angelegt, den ich im weiteren Verlauf der Handlung zuspitzen konnte. Wie wird er handeln, wenn die Situation es erfordert, mitleidlos und grausam zu sein? Im Augenblick sind sowohl die Lanhal als auch die Shai'yinyal noch weit entfernt. Ist der Kampf dagegen erst einmal näher gerückt und das Leben der Lanhal vielleicht direkt in Gefahr, verschärft sich damit natürlich auch das Problem, im Zweifelsfall gegen seine eigenen moralischen Werte handeln zu müssen.

    Dass bereits in diesem Kapitel die Shai'Yinyal oder ihr Lehrmeister auftauchen und Shaan und Gefflan zum Kampf fordern, wäre mir allerdings zu diesem Zeitpunkt viel zu früh gewesen. Die Shai'Yinyal soll sowohl für Shaan als auch für den Leser erst einmal eine schattenhafte Bedrohung bleiben, die sich erst nach und nach stärker manifestiert. Ich hätte das Gefühl gehabt, Potential für die Handlung zu verschenken und die Shai'Yinyal zu verheizen, hätte sie bereits im dritten Kapitel Rabatz gemacht. Dabei denke ich immer an die alte Thriller-Weisheit (und ebenso die von Horror-Romanen), dass die Andeutung von Gefahr viel spannender für den Leser ist als die Gefahr selbst, wenn sie schließlich offen auftaucht. Stephen King hat das mal schön auf den Punkt gebracht, indem er sinngemäß meinte, solange der Held die Tür noch nicht aufgemacht habe, hätte der Leser Angst, was dahinter alles für schauerliche Dinge zum Vorschein kommen könnten. Ist die Tür erst einmal offen, und die Figur sieht eine zehn Meter große geifernde Riesenspinne, denkt sich der Leser: "Na, so schlimm ist das ja auch wieder nicht. Die Spinne hätte ja auch zwanzig Meter groß sein können."

    Diesen Gedanken versuche ich bei meinen Geschichten ebenfalls zu beherzigen. Wenn man den Protagonisten schon im zweiten oder dritten Kapitel mit dem grausigen Monster einen Ringkampf auf Leben und Tod ausfechten lässt, vergibt man sich als Autor die Chance, dadurch Spannung aufzubauen, indem man das Monster sich dem Helden immer dichter und bedrohlicher nähern lässt, bis es schließlich offen zuschlägt. Das war übrigens eine interessante Beobachtung beim ersten "Weißen Hai"-Film und seinem Nachfolger. Während im ersten Teil über eine Stunde vergeht, bis man den Hai tatsächlich zum ersten Mal richtig sieht, beginnt der zweite Teil sofort in der ersten Szene mit einem fetten Riesenhai, der sich ein paar Schwimmer schnappt. Der Hai ist sofort offen sichtbar, jede allmähliche Spannungssteigerung wie im ersten Teil ist vertan (ohehin das Problem von Fortsetzungen, wenn der Zuschauer oder Leser schon vom ersten Teil her weiß, dass sich das geheimnisvolle Monster am Ende als zehn Meter große gefräßige Topfpflanze entpuppt hat).

    Witzig, wie die Sache mit den Adjektiven anders klingt, wenn man nicht den ganzen Satz zitiert (zumindest für mein Sprachgefühl). Der ursprüngliche Satz, den du meinst, war ja: "Die Melodien der Vögel begleiteten sie auf ihrem einsamen Weg. Aus den Baumkronen schollen die fröhlichen Rufe der in den Zweigen verborgenen Sänger zu ihnen herab, hallten an den gewaltigen Stämmen wie an den Wänden einer riesigen Kathedrale wider und fanden über Meilen hinweg ihr vielfältiges Echo, sodass es schien, als habe sich ein tirilierender Klangteppich über den gesamten Wald ausgebreitet." Die Adjektive sind zwar dieselben, dennoch wirken sie in diesem Ursprungssatz m.E. nicht so wuchtig wie in deinem Zitat, weil der Satz an sich ja deutlich strukturierter ist und sich die Adjektive auf die verschiedenen konkretisierenden Einschübe verteilen. Klar ist das Sprachgefühl jedes Lesers und Autors hier anders, aber ich denke, dass es sehr wichtig ist, in welcher Form die Adjektive - die ja spezifische und damit auch plastischere Beschreibungen darstellen und von daher für das "show, don't tell"-Prinzip sehr wichtig sind - über die gesamte Länge des Satzes angeordnet sind.

    Ich habe z.B. erst gestern eine Kurzgeschichte gelesen, bei der auch ich (als bekennender Freund von beschreibenden Adjektiven) nach ein paar Seiten gedacht habe: Das ist viel zu viel. Man muss nicht jeden Nagel und jedes herumfliegende Staubkorn im Zimmer mit zwei oder drei Adjektiven näher konkretisieren. Da wirkte es auch auf mich geballt und dadurch auch zu gewollt. Dieser Eindruck ist auch dadurch bei mir entstanden, dass die Adjektive in dieser Geschichte über weite Strecken gerade nicht über längere strukturierte Abschnitte der Sätze verteilt waren, sondern sie sich im Grunde wie fette Fliegenschwärme um die einzelnen Worte zusammengeklumpt haben. Da stimmte für mich die Verhältnismäßigkeit mit dem Rest der Sätze nicht mehr. Verglichen mit diesem Autor bin ich, glaube ich, noch ziemlich harmlos (wobei ich hoffe, dass es mir gelungen ist, den Balken in meinem eigenen Auge einigermaßen herauszuziehen).


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    Beitrag von Lucy2138 Fr Okt 24, 2014 9:35 am

    Halihallo!

    Das dritte Kapitel wurde hier ja in ziemlichen Monsterbeiträgen schon ausführlich behandelt, also fürchte ich ich kann nicht mehr zu viel neues bieten.

    Dieses dritte Kapi hat in mir ein ähnliches Gefühl geweckt wie das erste: nämlich das Shaan einfach so ziemlich völlig unfähig ist. Im ersten Kapitel denkt man noch gar nicht so sehr darüber nach was diese einsame Erziehung für ihn heißen kann und im dritten schlägts dann mit voller Wucht zu. Ich weiß nicht wies anderen geht, aber ich würde Gefflan mal ein dickes Buch über Kindererziehung kaufen, der Mist geht nämlich so ziemlich auf seine Kappe.
    In jedem Fall ist es ja schön und gut, dass du hier mal eine andere Art von einem Held aufbaust, aber meiner Meinung nach wird das schon ein bisschen zu viel. Dieses dritte Kapi wirkt für mich so, als würde es schon auf den moralischen Tiefpunkt der ganzen Geschichte hinführen, der ja in beinahe jedem Plot zwangsläufig irgendwann vorkommt. Und Shaan ist wies jetzt aussieht der ganzen Aufgabe so gar nicht gewachsen und ich bin gespannt darauf, ob er noch irgendwelche Fähigkeiten aus dem Hut zieht oder einfach irgendwie durch Glück die Shai'Yinyal besiegt.

    Lg Lucy
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    Beitrag von Susanne Gavenis Fr Okt 24, 2014 12:33 pm

    Also, würde Shaan am Ende lediglich durch Glück die Shai'Yinyal besiegen (z.B. indem ihr beim Endkampf von einem Fensterbrett ein Blumentopf auf den Kopf fällt und sie erschlägt), wäre das natürlich äußerst armselig, und die Leser würden sich zurecht verkohlt fühlen. Das Interessante (und die Herausforderung) an solchen Figuren wie Shaan ist ja, finde ich, die Frage, in welcher Form sie innerhalb der Storyhandlung eine bestimmte Entwicklung durchlaufen. Gerade bei der Konzeption von Shaan wollte ich die Kluft zwischen seiner Persönlichkeit mit ihren Ängsten und Neurosen und der gewaltigen Aufgabe, die er erfüllen muss (und die ja nicht weniger als die Rettung der gesamten Welt für die nächsten hundert Generationen bedeutet) so extrem gestalten, wie es mir möglich war. Dass er dabei zwangsläufig auch Fehler macht, ist da natürlich nicht zu vermeiden. Wichtig ist nur, dass er auf eine für den Leser glaubwürdige Weise aus diesen Fehlern lernt und die Erfüllung seiner Aufgabe anpackt. Von daher denke ich, dass du mit dem armen Kerl im Moment noch etwas nachsichtig sein solltest, schließlich ist er nach 16 Jahren zum ersten Mal so richtig mit der Welt außerhalb seines kleinen Tals konfrontiert worden und hatte überhaupt noch keine Gelegenheit, um wirklich zu lernen. Die erste richtige Feuertaufe wird er sicherlich meistern müssen, wenn es darum geht, mit der Lanhal in Kontakt zu kommen. Wenn er es da vermasselt, kann er nämlich auch gleich wieder nach Hause gehen. Mal schauen, ob dein grimmiges Urteil über seine Fähigkeiten dann schon ein wenig aufgeweicht wird.


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    Beitrag von Lucy2138 Fr Okt 24, 2014 7:18 pm

    An sowas wie mit dem Blumentopf hatte ich ehrlich gesagt schon gedacht und hätte das irgendwie sogar recht lustig gefunden. So verkohlt wäre ich mir gar nicht vorgekommen.
    In Shaans Fall stelle ich mir die Entwicklung relativ schwierig vor, weil man momentan nicht weiß wo man da ansetzen müsste. Aber stimmt, wenn er die erste Feuertaufe überstanden hat, wirds wahrscheinlich einfach für ihn.
    Ich warte mal gespannt darauf was er noch so auspackt, um dich davon zu überzeugen, dass er das doch schaffen kann.
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    Beitrag von Susanne Gavenis So Okt 26, 2014 1:12 pm

    Dass du tatsächlich daran gedacht hast, der Shai'Yinyal von einem Blumentopf den Garaus machen zu lassen, finde ich witzig. Allerdings würde so eine Lösung des Problems - das ja der Grundplot eines mehrere hundert Seiten langen Romans ist - vermutlich eher als Komödie oder Parodie taugen, wo von Anfang an klar ist, dass der Autor die Geschichte mit einem Augenzwinkern erzählt und seine Figuren selbst nicht immer so ganz ernst nimmt. Bei einem Spannungsroman dagegen - d.h. einer Geschichte, in der ohne humorige Elemente eine Bedrohung für den Protagonisten aufgebaut wird, die sich immer mehr verdichtet - ist es schon sehr wichtig, darauf zu achten, dass der Held die Gefahr nicht durch einen puren Zufall, sondern aus eigener Kraft bewältigt. Natürlich darf der Zufall dabei durchaus helfend zur Seite stehen, aber der letzte Impuls zur Überwindung des Bösewichts muss vom Protagonisten ausgehen. Es wäre z.B. völlig in Ordnung, wenn sich der Held auf der Flucht vor dem Psychopathen am Ende der Geschichte in ein Chemielabor rettet (glücklicher Zufall), wo eine Menge Chemikalien herumstehen. Wenn er dann unter Aufbietung seiner letzten Kräfte nach einem Reagenzglas greift und dem Fiesling die konzentrierte Schwefelsäure ins Gesicht schleudert, wäre das seine eigene Anstrengung. Würde er dagegen einfach nur vor Schreck erstarrt auf einem Fleck stehen bleiben, während der Psychopath aus Ungeschicklichkeit über seine eigenen Füße stolpert, in das Regal mit der Schwefelsäure plumpst und sich selbst außer Gefecht setzt, wäre das eine Leistung, zu der der Protagonist nicht das Geringste beigesteuert hätte, und das wäre in einem ernsthaften Roman nicht möglich. Über eine solche Problemlösung kann man zwar als Leser grinsen (wie gesagt, wenn man ohnehin eine Parodie erwartet hat), aber als dramatischer Höhepunkt eines Kampfes auf Leben und Tod kann so etwas nicht durchgehen. Von daher muss man sich als Autor bei der Planung seiner Geschichte sehr genau überlegen, welche Art von Geschichte man schreiben will. Trifft man bestimmte Vorentscheidungen, legt man damit auch teilweise fest, was in der Geschichte passieren darf und was nicht, will man nicht seine Leser verärgern.

    Die Entwicklungsrichtung von Shaan ist durch seinen Grundkonflikt ziemlich klar vorgegeben. Durch Gefflans Erziehung zweifelt er an sich selbst und glaubt, dass seine eigenen Fähigkeiten bzw. seine Persönlichkeit nicht genügen werden, um die Lanhal zu beschützen und die Shai'Yinyal zu besiegen. Er wird daher im Lauf der Handlung mehr und mehr lernen müssen, dieses Vertrauen zu sich selbst zu entwickeln, und die Geschichte muss Szenen enthalten, in denen er in dieser Hinsicht auf die Probe gestellt wird und entsprechende Lernerfahrungen machen kann. Für Deleja gilt letztlich das Gleiche. Über die Etappen dieser Entwicklung bei beiden werden wir sicherlich noch das eine oder andere mal in dieser Leserunde sprechen, denke ich.


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    Beitrag von Élandor Mo Okt 27, 2014 3:28 pm

    Ich habe mir die letzten Beiträge jetzt nicht durchgelesen, es kann also sein, dass sich einiges wiederholen wird!

    1. Zu Anfang des Kapitels beschreibst du recht ausführlich einen düsteren Märchenwald, wie aus dem Bilderbuch, der einerseits dunkel ist, da kaum Licht durch die Baumkronen fällt, andererseits aber existieren vereinzelt auch Orte blühende und summenden Lebens, wenn auch selten, da den Pflanzen das Licht zum Wachsen fehlt. Da in dem Wald aber nichts passiert, was die Reise der beiden beeinflusst, finde ich die Beschreibung dieses dunklen Waldes, dessen Boden kaum von Sonnenlicht erreicht wird, ziemlich überflüssig und uninteressant, selbst als das Eichhörnchen auftaucht, welches eifrig an einem langen Zapfen nagt. So ist auch bald schon der achte Tag erreicht, der Wald lichtet sich und auf einmal soll da ein Sturm stattgefunden haben, der einige Bäume entwurzelt und umgeworfen haben soll. Soweit ich weiß war vorher kein Sturm erwähnt worden und du schreibst ja, dass der Sturm in vergangenen Tagen stattgefunden haben soll! Das klingt für mich wie innerhalb der letzten sieben Tage. Ich hätte da eine andere Formulierung für besser gefunden!
    2. Vielleicht hast du es gemerkt. Ich habe extrem lange Sätze (versucht) geschrieben! Das ist mir dieses Mal noch stärker aufgefallen, da du immer wieder zwischen extrem langen und extrem kurzen Sätzen gewechselt hast. Ich weiß, es hat eigentlich kaum einen Sinn, dass jedes Mal wieder anzumerken, aber ansonsten habe ich doch nichts zum Rumnörgeln Mad 
    3. Doch eine Sache hab ich noch: Auf Seite 72 ist Shaan ja auf dem Fest und da spielt eine "Kapelle"! Woher kennt er denn eine Kapelle? Er war ja noch nie irgendwo, wo es eine gab, zumindest kam es bisher nicht so bei mir an. Aber das ist nur eine Kleinigkeit!

    Leider muss ich sagen, dass mich die langen Sätze extrem stören! Ich kann nicht in einem durch lesen, sondern muss mich gaaaanz stark konzentrieren und viele Sätze dreifach lesen. Das verdirbt mit manchmal echt die Lust daran, weiterzulesen!


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    Beitrag von Susanne Gavenis Di Okt 28, 2014 12:48 pm

    Dass dich die langen Sätze so stören, finde ich natürlich schade. Wie war das denn für dich mit dem "Wächter des Elfenhains"? Den hast du ja auch gelesen, und da habe ich noch längere Sätze benutzt. Schreib doch mal ein oder zwei Beispielsätze raus, die für dich besonders lang waren und wo du dich besonders stark konzentrieren musstest, das würde mich sehr interessieren. Von meinem eigenen Gefühl würde ich sagen, dass "Shaans Bürde" jetzt im Vergleich zu vielen anderen Romanen, die ich kenne, keinen übermäßig langen und komplizierten Satzbau besitzt (und witzigerweise hatte mir ja, wie ich letztens mal erwähnt habe, ein Leser auf Amazon einen Schreibstil bescheinigt, der sich angeblich sprachlich auf Jugendbuchniveau befindet - was heißen sollte, dass er ihn sprachlich schlicht fand. Zwar bezog sich diese Kritik wie gesagt auf den "Gambler-Zyklus" und nicht auf Shaans Bürde, aber ich bin natürlich noch derselbe Autor, der seinen Stil nicht plötzlich um hundertachtzig Grad ändert.). Von daher überrascht es mich, dass du gerade bei Shaans Bürde solche Probleme hast.

    Na, du bist wirklich ein grimmiger Kritiker! Die für dich öde Beschreibung des Waldes, durch den Gefflan und Shaan marschieren, nimmt ja gerade einmal die erste Seite des Kapitels in Anspruch, und das Eichhörnchen sollte lediglich ein kleiner Farbtupfer in dieser Beschreibung sein, der ja auch nur zwei Sätze lang ist. Wie gesagt habe ich genau aus dem Grund, den du auch ansprichst - dass die Konflikte zwischen Gefflan und Shaan aus dem ersten Kapitel bereits zur Genüge bekannt sind und dem Leser deshalb nichts Neues erzählen könnten - die Reise durch den menschenleeren Wald auf ein Minimum reduziert und bin sehr schnell zum achten Tag gesprungen, als sie sich anschicken, besiedeltes Gebiet zu erreichen. Dadurch gab es dann wieder die Möglichkeit, neue Konflikte zu beschreiben, die sich aus Shaans mangelnder sozialer Kompetenz ergeben haben.

    Der "Sturm vergangener Tage", den du erwähnst, sollte jetzt nicht im wortwörtlichen Sinn vor ein paar Tagen gewütet haben, sondern es war eine mehr vage Beschreibung für einen nicht näher genannten Zeitraum. Das können durchaus auch Wochen oder Monate gewesen sein. Und dass während eines solchen Sturmes bestimmte Bäume entwurzelt werden und andere nicht, hängt zu einem großen Teil von der Art des Baumes und seiner Wurzeln ab. Es gibt Baumarten, deren Wurzeln sehr flach und dicht über dem Boden in der Erde liegen, und solche Bäume werden viel schneller entwurzelt als solche, deren Wurzeln tief in die Erde hineinreichen.

    Dass Shaan weiß, was eine Kapelle ist, liegt einfach daran, dass er in seinem Tal ja auch Bücher hatte und viel gelesen hat. Auch wenn er sehr isoliert aufgewachsen ist, war er natürlich kein völliger Robinson. Man sollte hierbei Unerfahrenheit nicht mit Dummheit verwechseln. Shann ist ein Mensch, der sehr unerfahren auf vielen Gebieten ist, dennoch ist er aber auch jemand, der schnell lernt (und das Bedürfnis dazu hat).


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    Beitrag von Élandor Di Okt 28, 2014 2:29 pm

    Dass ich "Wächter des Elfenhains" gelesen habe, ist nun schon eine kleine Weile her, aber da kann ich mich noch erinnern, keine großen Schwierigkeiten gehabt zu haben.
    Ein Beispiel für einen langen Satz müsste ich raussuchen. Ich habe mir jetzt nichts angemarkert. Ich glaube ich habe mich ein wenig falsch ausgedrückt: Ich meinte eigentlich, dass es viele lange Sätze gibt. Mit einigen davon komme ich gut klar, es wirkt nur langatmig. Mit anderen wiederum habe ich einige Probleme, da sich einige Relativsätze auf etwas beziehen, das einige Kommata zuvor genannt wurde. Solche Sätze treten aber nicht sooo häufig auf.

    Die Beschreibung des Waldes an sich war nicht öde! Er war sogar gut dargestellt und ich kann mir gut vorstellen, wie es dort aussieht. Ich fand es einfach nur langweilig, diese Seite zu lesen, da dort nichts passiert ist. Ich hätte es in dem Fall als besser empfunden, hättest du diesen Absatz einfach weggelassen und gleich mit dem achten Tag begonnen.
    Mir ist noch eine Frage eingefallen: In den Bergen der mittelalterlichen Zeit gab es oftmals Räuber und Banditen. Treten diese in deinem Buch auch auf?

    Und ja, der Sturm! Das der Ausdruck "vergangener Tage" bildlich gemeint war, ist mir durchaus bewusst, allerdings ist mir das erst nach wiederholtem Lesen klar geworden. Darum bin ich kurz über diese Formulierung gestolpert.

    Und zu guter Letzt: Die Kapelle!
    Davon bin ich auch nicht ausgegangen! Aber, dass für Shaan sofort klar war "Oh, das ist eine Kapelle!", das hat mich überrascht!


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    Kapitel 3: In der Fremde Empty Re: Kapitel 3: In der Fremde

    Beitrag von Susanne Gavenis Di Okt 28, 2014 5:59 pm

    Ich glaube, dass deine kritischen Anmerkungen ein allgemeines Problem bei der Konzeption von längeren Geschichten berühren (und Shaans Bürde ist ja mit seinen knapp 600 Seiten im Hardcover durchaus eine längere Geschichte). Ich habe das auch schon oft bei meinen Schülern in meiner Schreib-AG beobachtet. Dass dir nach einer Seite Marsch durch den Wald, auf der tatsächlich nichts weiter passiert, als dass sich Shaan ein wenig den Umgebungsimpressionen hingibt, bereits langweilig wird, empfinde ich als eine konzeptionelle Kurzatmigkeit, die gerade bei der Planung von langen Geschichten deutlicher ins Gewicht fällt als bei Kurzgeschichten oder Novellen.

    Deine Frage nach Räubern lässt mich vermuten, dass deine Erwartung eventuell in die Richtung ging, Shaan und Gefflan von einer Räuberbande überfallen zu lassen. Natürlich wäre es leicht gewesen, zwei Sätze, nachdem die beiden ihre Reise angetreten haben, irgendwelche keulenschwingenden Hinterweltler aus den Büschen springen zu lassen. Das wäre mir allerdings eine zu standardisierte und auch vordergründige Action gewesen, und außerdem für mein Empfinden viel zu abrupt. Die eine Seite Marsch durch den Wald (und wohlgemerkt, es handelt sich nicht um eine zwanzig Seiten lange Szene, in der lediglich die Vögelchen tirilieren und die Eichhörnchen ihre Nüsse knacken, sondern letztlich bloß um ein paar Sätze) fand ich - konzeptionell gesehen - wichtig, da Shaan unmittelbar zuvor den einzigen Lebensabschnitt beendet hat, den er bis dahin gekannt hat. Ein kleines Atemholen - auch für den Leser -, bevor mit dem Erreichen besiedelten Gebietes neue und unbekannte Herausforderungen auf Shaan warten, macht für mich hier mehr Sinn, als "etwas passieren zu lassen". Das neue und potentiell gefährliche Leben rückt mit jedem Schritt ein wenig näher, und jede Art von Action bereits auf den ersten ein bis zwei Seiten nach ihrem Aufbruch aus dem Tal hätte m.E. dieses Gefühl des Auf-dem-Weg-seins beeinträchtigt. Die Konflikte, die ich in diesem dritten Kapitel beschreiben wollte, sollten mit den gewöhnlichen Menschen in ihren Dörfern zu tun haben, und es sollte deutlich werden, wieviel Probleme Shaan mit dem stinknormalen Alltagsleben ganz normaler Menschen hat. Die Konflikte mit Gefflan waren wie gesagt bereits in den beiden Kapiteln zuvor so weit ausgereizt, dass ich hier nichts Neues mehr hätte bringen können, und hätte ich Shaan und Gefflan sofort nach Antritt ihrer Reise noch weiter streiten lassen, hätte ich das viel langweiliger gefunden, als sie beide erst einmal schweigend durch den Wald marschieren zu lassen. Und irgendwelche Räuber auftauchen zu lassen, hätte nicht die Art von Konflikten ins Spiel gebracht, die ich behandeln wollte, da Räuberbanden sich ja von gewöhnlichen Dorfbewohnern mit ihrem Alltagsleben sehr unterscheiden.

    Auch diverse andere Gefahrensituationen zu inszenieren, um die erste Seite des Kapitels spannender zu machen (z.B. fällt Gefflan in ein Erdloch und Shaan muss ihn retten, oder ein wütender Bär greift sie an, oder Gefflan wird von einer giftigen Schlange gebissen, oder Shaan stolpert über einen Stein und bricht sich die Haxen), hätte die Handlung von den Grundkonflikten, die für Shaan relevant sind, weggeführt. Diese Konzentration auf den roten Faden der zentralen Konflikte für den Protagonisten bedeutet natürlich auch, dass man viele Möglichkeiten, vordergründige Spannung zu erzeugen, ungenutzt lässt, aber ich denke, dass das letzten Endes der Geschichte zugute kommt. Nicht alles, was den Figuren widerfahren kann, sollte ihnen auch widerfahren, sondern ich denke, dass es sehr wichtig ist, bei der Konzeption seiner Geschichte genau im Blick zu behalten, welche Art von Gefahrensituation und Konflikten vor dem Hintergrund der Persönlichkeit des Protagonisten am meisten hergibt. Und sich beispielsweise mit einer Räuberbande zu prügeln, hätte für mich bei weitem nicht so viel hergegeben, als Shaan auf dem Dorffest in die Fänge der Mädels geraten zu lassen.

    Die Erwartung, dass immer auf jeder Seite unbedingt "etwas passieren" muss, trübt, wie ich finde, den Blick für die Momente, wo tatsächlich etwas passiert, und dadurch ebenso für die Entwicklung der Gesamthandlung. Ich denke, dass ich nicht der Einzige bin, dem mittlerweile all die aufgepimpten und in jeder Sekunde mit krachiger Action vollgestopften Blockbuster-Filme zum Hals heraushängen, weil sie einfach nur grottenlangweilig sind. Und das sind sie m.E., weil sie sich einen Dreck um Figurenentwicklung und einen vernünftigen Konflikt- und Spannungsaufbau scheren, bei dem der Protagonist mit seiner Persönlichkeit im Zentrum steht. Und ich finde, was bei Filmen schon nicht funktioniert, funktioniert bei Romanen erst recht nicht. Das meine ich mit der konzeptionellen Kurzatmigkeit, die ich am Anfang erwähnt habe. Statt sich als Autor zu fragen, durch welche Konflikte eine Figur am meisten herausgefordert wird und welche Konflikte zum roten Faden der Entwicklung dieser Figur am besten passen, wird oft aus Angst, den Leser zu langweilen, schnell irgendeine Action in die Story geschrieben, um den Figuren etwas zu tun zu geben. Das ist, wie ich finde, eine Sichtweise, die den Geschichten nicht gut tut.

    Auch wenn ich sofort im ersten Satz des Kapitels zum achten Tag der Reise gesprungen wäre, hätte ich das zu abrupt gefunden. Es sollte beim Leser zumindest ein wenig das Gefühl entstehen, dass Golgamat nicht direkt vor Shaans Haustür liegt, sondern dass erst ein ausgedehnteres Gebiet durchquert werden muss, um dorthin zu gelangen. Am Ende des letzten Kapitels sinngemäß zu schreiben: "Dann ließen Shaan und Gefflan ihr Tal hinter sich" und dann das nächste Kapitel beginnen zu lassen mit "Am achten Tag ihrer Reise sahen sie die ersten Anzeichen menschlicher Besiedelung" hätte für mein Empfinden dieses Gefühl eines Übergangs von einem Ort (und Lebensabschnitt) zu einem anderen nicht angemessen widergespiegelt.

    Bei der Sache mit der Kapelle geht es letztlich, denke ich, noch nicht einmal um die Frage, ob Shaan weiß, was eine Kapelle ist oder nicht, sondern um die Lesegewohnheiten der Leser. Der Satz hieß ja: "...Die Dorfbewohner machten ein ernstes und feierliches Gesicht, wenn sie an die wild lodernden Flammen herantraten, und auch die Kapelle, die etwas abseits stand und spielte, hatte jetzt eine getragenere Melodie gewählt." Im Grunde hätte ich auch schreiben können "... und auch die Typen, die auf ihren Instrumenten spielten, hatten jetzt eine getragenere Melodie gewählt." Letztlich geht man als Autor, wenn man bestimmte Worte benutzt, die für den Leser gebräuchlich sind, stillschweigend davon aus, dass die jeweilige Figur sie auch kennt. Ansonsten wäre das Schreiben oft arg umständlich und gestelzt. Damit meine ich jetzt nicht irgendwelche Spezialbegriffe, sondern normale Alltagsworte.



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    Beitrag von Seelenklinge Mo Jan 26, 2015 11:44 am

    Hallo Susanne.

    Nach langem Wegbleiben, finde ich nun auch endlich ein wenig Zeit, dein Buch weiter zu lesen und hier mein Feedback zu hinterlassen. Trotz der langen Lesepause, muss ich sagen, dass ich relativ gut und schnell wieder in die Geschichte zurück fand und mich gleich wieder in die Charaktere hinein versetzen konnte.
    Das Kapitel ist schon deutlich länger als das davor. Mir hat sehr gut gefallen, wie du in diesem Kapitel, das "Neue" für Shaan auf den Punkt bringst. Er hat nicht viel gesehen in seinem bisherigen  Leben und kennt nur die einfachsten Dinge und Umgebungen. Die Momente, in denen er das Meer aus der Ferne, die Bäume, oder auch die Häuser, sowie kleine unbedeutende Dinge beobachtet und in sich aufnimmt, sind gut beschrieben. Man spürt seine Neugierde und die Sehnsucht, nach so vielen Fragen, die er seinem Vater gerne stellen würde. Was er dann aber doch nicht tut, aus Angst, sein Vater könnte es wieder falsch interpretieren und ihm erneut klar machen, dass er der Aufgabe eigentlich nicht gewachsen scheint.
    Auch die Situation im Dorf, mit dem wütenden Kerl sowie mit den Mädchen verdeutlichen, sein Unwissen gegenüber allen "normalen" Dingen und dem üblichen Alltag.
    Ein gutes Kapitel mit vielen Beschreibungen, die aber durchaus sinnvoll und nötig sind, um Shaans Gefühle gegenüber dem Neuen zu verdeutlichen.

    Gruß.
    Susanne Gavenis
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    Beitrag von Susanne Gavenis Mo Jan 26, 2015 5:48 pm

    Danke auch dir für dein Feedback. Es ehrt dich, dass du jetzt noch zu den einzelnen Abschnitten Kommentare schreibst, obwohl die anderen mit dem Buch ja schon fertig sind. Damit du jetzt nicht als gnadenloser Einzelkämpfer wochenlang hinterherhechelst, fände ich es daher völlig in Ordnung, wenn du einfach Spaß beim Lesen und an der Geschichte hättest und lediglich hier und da - wenn dir etwas besonders positiv oder negativ aufgefallen ist - etwas dazu schreibst. Ich freue mich auf alle Fälle über jeden Kommentar zu meiner Geschichte, auch wenn es nicht in jedem Abschnitt ist.


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    Beitrag von Seelenklinge Mo Jan 26, 2015 6:48 pm

    Danke Susanne. Ich hätte auch wie vorgesehen zu jedem Kapitel noch etwas getippt. Ich werde auf jeden Fall alle positiven sowie negativen Dinge aufschreiben, die mir auffallen. Auch wenn das ganze wahrscheinlich etwas kürzer ausfällt. Du hast mit den anderen sicherlich schon alles ordentlich durchgekaut Smile

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