von Nerena Mi Aug 13, 2014 2:46 pm
Chester musste sich gestehen, dass er äußerst überrascht war. Ihre Amme hatte bis sie zwanzig war bei ihr geschlafen? Das wäre bei ihm gerade mal acht Jahre her. Dann seufzte er. Er hatte nicht soviel Zeit bei seinen Eltern zu schlafen.
Er setzte sich aufrecht hin, wissend, dass er jetzt seine Gesichte erzählen musste.
>>Als ich fünf war<<, begann er. >>zogen meine Eltern und ich in die Stadt. Zuerst waren wir Bauern gewesen, doch unsere Ernte war abgebrannt und wir hatten kaum Geld. Mein Vater hat Arbeit in der Stadt gefunden, und so sind wie eben dort in die Slums vor den Toren gezogen. Ich bin kaum hinter die Stadtmauern gekommen, ich spielte lieber davor in der weiten Wiese.
Aber ich habe trotzdem mitgekriegt, dass mein Vater selbst an diesem trostlosen Ort seinen Glauben an das Gute und an Gerechtigkeit nicht verlor. Eines Tages, kam ein alter Mann zu uns, ein Bettler. Er dankte meinem Vater für seine Hilfe, als er ihn vor streitsüchtigen Soldaten gerettet hatte. Ich liebte meinen Vater dafür. Er war so stark und setzte sich für das ein, an was er Glaubte. Denoch würde ich jetzt alles dafür geben, dass er das nicht gemacht hätte.
Wenn du eines hier in dieser Welt wissen musst, dann das, dass du niemals streitsüchtige Soldaten von ihren Opfern fernhalten darfst, wenn du selber nur ein nutzloser Slumbewohner bist.
Irgendwann holt es dich wieder ein. Wie meinen Vater.
Du musst verstehen, alle Soldaten halten zusammen und so, auch weil ihnen langweilig war, erfanden sie einen Grund um meinen Vater anzuzeigen.
In der Nacht kamen sie zu uns, zerrten meinen Vater aus dem Haus und missbrauchten meine Mutter. Mich haben sie liegengelassen wie ein Stück Dreck.
Am nächten Tag, ging ich in die Stadt, ich wollte zu meinen Eltern und sehen was passiert war. Das einzige was ich dann dort sah, war wie meine Eltern erhängt wurden.
Vor Angst bin ich weggelaufen. Ich kam, als ich älter war wieder zurück und wollte mich rächen, doch ich konnte die Soldaten, die in unser Haus eingebrochen sind nicht finden. Genausowenig wie die Gräber meiner Eltern. Wahrscheinlich haben sie keine. Wahrscheinlich haben sie die Leichen einfach nur weggeschmissen.<<
Er endete seine Geschichte. Er zitterte, er hatte so viel Angst gehabt diese Geschichte zu erzählen. Jetzt hatte er es getan. Nach so vielen Jahren.