Wir hatten ja bereits einen Thread zum Thema Verhütung in mittelalterlichen / Fantasy-Umgebungen (und der Frage, wie sich das auf die Frage nach Gleichberechtigung der Geschlechter auswirken könnte). Abtreibung wurde in dem Zusammenhang auch kurz erwähnt, aber ich denke, dieses Thema verdient nochmal eine separate Diskussion, da ja noch viele andere Überlegungen (philosophische / religiöse / kulturelle / moralische) mit in dieses Thema hineinspielen, die sich bei Verhütungsmitteln nicht unbedingt stellen. (Es sei denn, es handelt sich um eine Gesellschaft, deren Bildungsstand so weit hinter unserem zurückliegt, dass Spermien und Eizellen bereits wie kleine Embryos behandelt werden.)
In den Geschichten, die ich aus dem Fantasy-Bereich gelesen habe, kam Abtreibung eigentlich immer nur in Form von irgendwelchen ominösen Tränken von irgendwelchen ominösen Kräuterfrauen vor. Also stets eine medikamentöse Lösung, wenn man es denn so nennen möchte, keine operative / "mechanische". Für mich als Leser bestand aufgrund der "Ominösität" dieser Mittel stets die Frage, ob das überhaupt funktioniert hätte - mit Betonung auf hätte, denn zu einer praktischen Ausführung der Abtreibung kommt es dann doch weitaus seltener. Manchmal, weil die Geburt des ungewollten Kinds ein Plotpoint ist, so wie bei Morgaine Le Fae in der Artussage (und deren modernen Aufbereitungen). Manchmal aber auch einfach, weil der Autor das Thema umschiffen will - das Kind passt gerade nicht in seinen Plot, aber er möchte entweder niemandem auf die Füße treten oder aktiv ein Anti-Abtreibungsstatement machen, und deshalb wird er das Kind einfach auf andere Weise wieder "los" (indem der Mutter irgendein externes Ereignis zustößt, das dafür sorgt, dass sie das Baby "unverschuldet" verliert).
In meinem Setting ist zwar der Großteil der Welt noch religiös und entsprechend von kategorischer Ablehnung von Abtreibungen geprägt - handlungsrelevant wird die Frage aber koinzidentell nur in der liberalen Studentenstadt mit der Zauberakademie (bzw. in dem Land, in dem diese Stadt liegt).
Nun ist es auch dort so, dass Nekromantie, also Magie, die sich mit dem Tod befasst, verboten ist. Allerdings wird das Ungeborene bei der gängigen magischen Methode in meiner Welt nicht direkt getötet. Stattdessen wird der Embryo einfach telekinetisch aus der Gebärmutter herausbewegt. Außerhalb des Körpers der werdenden Mutter kann er natürlich nicht überleben, also ist die Konsequenz dieselbe - aber es wurde keine "Todesmagie" aktiv eingesetzt.
(Telekinese ist bei D&D und damit auch bei mir ein Zauber, der zur Schule der Verwandlung gehört - d.h. der Anwender gewährt sich selbst vorübergehend die Fähigkeit, Dinge mit der Kraft seiner Gedanken zu bewegen. Pseudo-wissenschaftlich physikalisch definiert ist Telekinese in meiner Welt als direkte Umwandlung von mentaler in kinetische Energie.)
Damit handelt es sich also bei mir explizit um eine "mechanische" bzw. einem operativen Eingriff ähnlichere Methode. Es wäre naheliegend zu vermuten, dass auch die Gebärmutterschleimhaut per Telekinese herausbewegt wird.
Da ergibt sich noch ein gewisses Problem mit anderen Regeln des Settings: Die Frau, bei der das zum Einsatz käme, ist eine Elfe, und Elfen werden im D&D-Setting nicht von Schlafzaubern betroffen - welche ansonsten das gängige Anästhetikum in dem Setting sind. Dies liegt daran, dass Elfen eben tatsächlich nicht schlafen sondern nur in einen meditativen, trance-artigen Zustand sinken (ähnlich wie bei Eragon). Dieses Phänomen ist auch an mehreren anderen Punkten handlungsrelevant und kann daher nicht einfach als D&D-Überbleibsel gestrichen werden, sobald ich meine Geschichte komplett von der D&D-Vorlage loslöse.
Auch, wenn bei Telekinese keine physisch greifbaren Werkzeuge zum Einsatz kommen, wäre das doch voraussichtlich reichlich unangenehm, das bei vollem Bewusstsein über sich ergehen zu lassen
Über die Methode kommen wir dann auch zu der moralischen Komponente. Das Prinzip "Nekromantie nein, Abtreibung ja" deutet ja schon darauf hin, dass mit der Telekinese-Methode hier ein Schlupfloch gesucht wurde, mit dem sich in meinem Setting (zumindest innerhalb der liberalen Studentenstadt) alle irgendwie abfinden konnten. Ich finde, die Methode passt hier sehr gut zur Philosophie - dadurch kommen wir jetzt aber natürlich auch zwangsläufig zu meiner persönlichen Meinung als Autor zu dem Thema.
Ich teile das mal auf die Perspektive der Mutter und die des Kindes auf.
Bei beiden gibt es nämlich ein (bislang) unlösbares Szenario.
Doch zukünftige (oder eben im Fantasy durch Magie erreichte ) Entwicklungen könnten, in Verbindung mit kulturellen Veränderungen der Ansichten, einen Ausweg aus beidem bieten.
Gäbe es sowohl die Lösung für das unlösbare Problem der Mutter als auch für das unlösbare Problem des Kindes, dann wären Abtreibungen vermutlich nahezu immer überflüssig.
Denn man könnte sowohl der Mutter die volle körperliche Autonomie gewähren, ohne dass es das Leben des Kindes kostet,
und man könnte dem Kind die volle körperliche Autonomie gewähren, sodass es sich selbst entscheiden kann, ob und wie lange es leben will.
Soweit sind wir jedoch noch nicht.
Wobei wir es beim unlösbaren Problem der Mutter zumindest darauf schieben können, dass es momentan noch an der Technologie scheitert.
Beim unlösbaren Problem des Kindes hingegen haben wir die Technologie schon längst - nur nicht den Willen, es zu legalisieren.
Was, wenn wir diese beiden "revolutionären Ideen" als direkte Alternativen zu Abtreibungen betrachten, schon irgendwie ironisch ist:
Wir haben kein Problem damit, dass werdende Mütter Entscheidungen über Leben und Tod ihrer ungeborenen Kinder treffen.
Aber wenn jemand lediglich die Entscheidung über Leben und Tod für sich selbst treffen will, wird ihm dies verwehrt.
Es gibt in manchen westlichen Ländern "Yes-means-Yes"-Gesetze, denen zufolge man im Prinzip bei jeder einzelnen Teilhandlung eines sexuellen Aktes um Einverständnis fragen müsste, damit es nicht als Vergewaltigung zählt.
Bloß das Kind, das dabei ggf. entsteht, wird natürlich kein einziges Mal gefragt.
An der Stelle wäre wohl das Meme passend:
"Consent - You keep using that word; I don't think it means what you think it means."
Und jetzt noch für die, die es interessiert, wie all das in meiner Geschichte relevant wird .
Generell finde ich wohl dieses Bild der "Herrin über Leben und Tod" an dem Thema besonders interessant.
Ich sehe das ganze Thema Reproduktion stets wie ein umgedrehtes L, besser gesagt wie den kyrillischen Buchstaben Г: Rechts oben der Mann, links unten das Kind, die Frau in der Mitte.
Vieles, was von Frau zu Mann gilt, gilt von Kind zu Mutter, und vieles, was von Mann zu Frau gilt, gilt von Mutter zu Kind. Das Entscheidende ist die Unidirektionalität: Entweder, etwas "fließt" von oben nach unten (Resourcen, Schutz der eigenen Gene, "bedingungslose Liebe") oder es gilt von unten nach oben (Zu wem sehe ich auf? Bei wem kann ich Trost suchen? Von wem erwarte ich, dass er/sie mich beschützt? Von wem kann ich besagte "bedingungslose Liebe" erhalten?), aber nur weniges gilt in beide Richtungen gleichzeitig.
Die Tatsache, dass Frauen die disproportional größere Last bei der Fortpflanzung tragen, hat uns mMn ein Stück weit vergessen lassen, dass für den Großteil der Geschichte nicht nur Frauen ihre reproduktiven Fähigkeiten nicht kontrollieren konnten, sondern allgemein konnten Menschen dies einfach nicht.
Spider-Mans Onkel Ben hat uns gelehrt "Mit großer Macht kommt große Verantwortung."
Momentan scheint die reproduktive Macht, die Entscheidung über Leben und Tod, in der alleinigen Hand einer Frau zu liegen.
Die Verantwortung hingegen, sie zu versorgen und zu beschützen, trägt weiterhin der Mann (gemeint ist ihr Partner, ob der nun der leibliche Vater ist oder nicht). Tut er es nicht, ist er der A****, der sie im Stich gelassen hat.
Das aus meiner Sicht durchaus legitime "Hausrecht über den eigenen Körper", das ich am Anfang erwähnt habe, hat die Konzentration dieser Macht in den Händen der Mutter als Nebenwirkung:
Nicht nur der Vater hat bei der finalen Entscheidung über Leben und Tod des Kindes kein Mitspracherecht, sondern auch das Kind selbst nicht.
Es ist dem Vater zum Glück nicht mehr möglich, der Mutter seinen Willen aufzuzwingen - aber die Mutter zwingt weiterhin dem Kind ihren Willen auf, egal, wie sie sich entscheidet.
Im Endeffekt wird es in meiner Geschichte wohl zu folgender Entscheidung kommen:
Ich sehe schon: So, wie das Thema über Fantasy-Verhütung etwas über Abtreibung enthielt, wozu ich nun einen eigenen Thread aufmache, enthält dieser Thread eine lange Tangente zum Thema Sterbehilfe.
Das deutet darauf hin, dass dieses Thema vielleicht auch nochmal eines separaten Threads würdig ist. Denn das ist ein Konflikt, mit dem sich vor allem ein Priester in meiner Geschichte auseinandersetzen muss, als er merkt, dass es Krankheiten gibt, die er nicht heilen kann...
Abschließend sei noch gesagt:
Meine Geschichte ist gewiss ein Gegenklang zum allgemeinen Loblied auf das Leben - der evolutionsdienlichen Propaganda unserer eigenen Gene, die nichts anderes wollen, als sich zu vervielfältigen.
Aber sie ist definitiv auch kein Lobgesang auf den Tod - sonst würde ja mein untoter Antagonist gewinnen.
Letzten Endes ist sie wohl vor allem eine Ode an die Freiheit.
Bloß mit dem kleinen Asterisk, dass unser Wille bei weitem nicht so frei ist, wie wir vielleicht denken. Um vollkommen frei entscheiden zu können, müssten wir gänzlich unabhängig von unseren Instinkten handeln können. Wirklich möglich sein wird uns das nie, aber vielleicht kommen wir dem irgendwann näher.
Bis dahin werden unsere Instinkte weiterhin oft für uns entscheiden - und wir entscheiden dementsprechend notgedrungen für andere mit.
Und das Thema Abtreibung ist eine der Fangfragen, wo dieses Paradoxon von "freiem" Willen und dem Willen zu leben zusammenläuft.
In diesem Sinne: Auf eine "fruchtbare" Diskussion! Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses kontroverse Thema trotz vermutlich ausgeprägter Meinungsdifferenzen sachlich, differenziert und zivilisiert behandeln können...
In den Geschichten, die ich aus dem Fantasy-Bereich gelesen habe, kam Abtreibung eigentlich immer nur in Form von irgendwelchen ominösen Tränken von irgendwelchen ominösen Kräuterfrauen vor. Also stets eine medikamentöse Lösung, wenn man es denn so nennen möchte, keine operative / "mechanische". Für mich als Leser bestand aufgrund der "Ominösität" dieser Mittel stets die Frage, ob das überhaupt funktioniert hätte - mit Betonung auf hätte, denn zu einer praktischen Ausführung der Abtreibung kommt es dann doch weitaus seltener. Manchmal, weil die Geburt des ungewollten Kinds ein Plotpoint ist, so wie bei Morgaine Le Fae in der Artussage (und deren modernen Aufbereitungen). Manchmal aber auch einfach, weil der Autor das Thema umschiffen will - das Kind passt gerade nicht in seinen Plot, aber er möchte entweder niemandem auf die Füße treten oder aktiv ein Anti-Abtreibungsstatement machen, und deshalb wird er das Kind einfach auf andere Weise wieder "los" (indem der Mutter irgendein externes Ereignis zustößt, das dafür sorgt, dass sie das Baby "unverschuldet" verliert).
In meinem Setting ist zwar der Großteil der Welt noch religiös und entsprechend von kategorischer Ablehnung von Abtreibungen geprägt - handlungsrelevant wird die Frage aber koinzidentell nur in der liberalen Studentenstadt mit der Zauberakademie (bzw. in dem Land, in dem diese Stadt liegt).
Nun ist es auch dort so, dass Nekromantie, also Magie, die sich mit dem Tod befasst, verboten ist. Allerdings wird das Ungeborene bei der gängigen magischen Methode in meiner Welt nicht direkt getötet. Stattdessen wird der Embryo einfach telekinetisch aus der Gebärmutter herausbewegt. Außerhalb des Körpers der werdenden Mutter kann er natürlich nicht überleben, also ist die Konsequenz dieselbe - aber es wurde keine "Todesmagie" aktiv eingesetzt.
(Telekinese ist bei D&D und damit auch bei mir ein Zauber, der zur Schule der Verwandlung gehört - d.h. der Anwender gewährt sich selbst vorübergehend die Fähigkeit, Dinge mit der Kraft seiner Gedanken zu bewegen. Pseudo-wissenschaftlich physikalisch definiert ist Telekinese in meiner Welt als direkte Umwandlung von mentaler in kinetische Energie.)
Damit handelt es sich also bei mir explizit um eine "mechanische" bzw. einem operativen Eingriff ähnlichere Methode. Es wäre naheliegend zu vermuten, dass auch die Gebärmutterschleimhaut per Telekinese herausbewegt wird.
Da ergibt sich noch ein gewisses Problem mit anderen Regeln des Settings: Die Frau, bei der das zum Einsatz käme, ist eine Elfe, und Elfen werden im D&D-Setting nicht von Schlafzaubern betroffen - welche ansonsten das gängige Anästhetikum in dem Setting sind. Dies liegt daran, dass Elfen eben tatsächlich nicht schlafen sondern nur in einen meditativen, trance-artigen Zustand sinken (ähnlich wie bei Eragon). Dieses Phänomen ist auch an mehreren anderen Punkten handlungsrelevant und kann daher nicht einfach als D&D-Überbleibsel gestrichen werden, sobald ich meine Geschichte komplett von der D&D-Vorlage loslöse.
Auch, wenn bei Telekinese keine physisch greifbaren Werkzeuge zum Einsatz kommen, wäre das doch voraussichtlich reichlich unangenehm, das bei vollem Bewusstsein über sich ergehen zu lassen
Über die Methode kommen wir dann auch zu der moralischen Komponente. Das Prinzip "Nekromantie nein, Abtreibung ja" deutet ja schon darauf hin, dass mit der Telekinese-Methode hier ein Schlupfloch gesucht wurde, mit dem sich in meinem Setting (zumindest innerhalb der liberalen Studentenstadt) alle irgendwie abfinden konnten. Ich finde, die Methode passt hier sehr gut zur Philosophie - dadurch kommen wir jetzt aber natürlich auch zwangsläufig zu meiner persönlichen Meinung als Autor zu dem Thema.
Ich teile das mal auf die Perspektive der Mutter und die des Kindes auf.
Bei beiden gibt es nämlich ein (bislang) unlösbares Szenario.
Doch zukünftige (oder eben im Fantasy durch Magie erreichte ) Entwicklungen könnten, in Verbindung mit kulturellen Veränderungen der Ansichten, einen Ausweg aus beidem bieten.
- Perspektive der Mutter:
- Generell werden mMn wenige Themen so "intellektuell unehrlich" (der englische Begriff "intellectually dishonest" trifft es für mich irgendwie am besten auf den Punkt) behandelt wie das Thema Abtreibung.
Um die beiden gängigen Standpunkte in der Debatte, die hier in diesem Thread wahrscheinlich aufeinander prallen werden, ein Stück weit mit einer beidseitigen ehrlichen Repräsentation (ohne Strohmänner) vorwegzunehmen, läuft das im Allgemeinen so:
Progressiver: "My body, my choice."
Konservativer: (malt Pfeil, der auf die Mutter zeigt) "This is your body." (malt Pfeil, der auf das Baby im Mutterleib zeigt) "This is not your body."
An dieser Stelle sind viele Konservative der Auffassung, die Debatte gewonnen zu haben. So oberflächlich logisch das scheinen mag, da machen sie es sich allerdings auch wieder ein Stück zu einfach.
Eine mögliche progressive Antwort darauf wiederum wäre, dass zwar niemand das Recht hat, den Körper eines anderen Menschen "ungefragt" zu zerstören - und dieses Recht gilt prinzipiell auch erstmal für einen ungeborenen Menschen.
Aber: Umgekehrt hat das Baby aber auch nicht unbedingt ein Recht, den Körper der Mutter einfach ungefragt "mitzunutzen".
Hier seht ihr also die Verknüpfung zur Telekinese-Methode, bei der die Mutter gewissermaßen bloß "vom Hausrecht Gebrauch macht".
Ich darf dich nicht einfach töten, wenn du unerlaubt mein Haus betrittst (wobei speziell das gerade amerikanische Konservative, sofern sie sowohl Pro-Life als auch Waffenfreunde sind, vielleicht anders sehen ).
Aber ich kann dich jederzeit des Grundstücks verweisen.
Das ist quasi so, als hätte man jemanden in seinem Haus, der im Koma liegt (d.h. seinen eigenen Willen nicht äußern kann) und komplett auf maschinelle lebenserhaltende Maßnahmen angewiesen ist.
Würde man die Person abstöpseln, würde man sie aktiv selbst umbringen.
Doch kann man gezwungen werden, denjenigen weiter in seinem Haus behalten und versorgen und pflegen zu müssen?
Bei einer solchen bereits existierenden Person würde sich das Problem natürlich nicht stellen, da man in der Realität einfach einen Krankenwagen rufen und denjenigen an einen Ort verlegen lassen würde, wo er besser betreut werden könnte.
Das Baby-Äquivalent davon wäre die künstliche Gebärmutter. Von dieser Zukunftsmusik habe ich bisher vor allem von Man-O'-Sphere-Kanälen gehört, deren (männliche) Vertreter sich davon erhoffen, eigenmächtig über ihren Kinderwunsch entscheiden zu können, ohne von einer Frau abhängig zu sein (speziell für Länder relevant, in denen Leihmutterschaft verboten ist, denn Samenspenden sind ja im Gegenzug viel weiter verbreitet erlaubt).
Die Erfindung einer solchen Technologie (bzw. im Fantasy eben die magische Erzeugung einer solchen externen Gebärmutter) würde jedoch gemäß dieser Analogie auch Frauen von Nutzen sein: Sie könnten den Komatösen aus ihrem Haus entfernen lassen, ohne dass er zwangsläufig stirbt - könnten die Schwangerschaft abbrechen, ohne den Fötus dadurch zwangsläufig zu töten. Und dieses Baby würde dann anderswo aufwachsen. Es wäre eine Art pränatale Babyklappe, Freigabe zur Adoption zum frühestmöglichen Zeitpunkt.
Unlösbares Szenario: Eine Mutter kann eine Schwangerschaft nicht abbrechen, ohne das Kind zu töten.
Lösung: künstliche Gebärmutter entkoppelt die Entscheidung zwischen der Last für den eigenen Körper und dem Leben des Kindes.
- Perspektive des Kindes:
- In den meisten Debatten über Abtreibung wird die Pauschalannahme gemacht, das Kind wolle grundsätzlich leben. Und dass es damit zwangsläufig ein Abwägen zwischen den Wünschen der Mutter (ggf. wider Willen) und denen des Kindes ist. In dem Zeitraum, wo Abtreibungen gängigerweise straffrei sind, hat das Kind aber aller Wahrscheinlichkeit nach noch kein Bewusstsein, und damit auch keinen "Willen". Als biologischer Organismus hat jeder Mensch natürlich Überlebensinstinkte, aber auch um denen nachzukommen bzw. um ihren Antrieb zu verspüren (wie "ich habe Angst --> ich kämpfe oder laufe weg"), muss man bei Bewusstsein sein.
Ob das Kind leben möchte, wird von den meisten Menschen am ehesten dann infrage gestellt, wenn sich abzeichnet, dass das Kind aus irgendeinem (meist gesundheitlichen oder kognitiven) Grund schwerer zu kämpfen haben wird als ein durchschnittliches, körperlich und geistig gesundes Kind. Teilweise wird zwar auch hier das Interesse der Eltern bemüht, im Sinne von "Traust du dir zu, mit der zusätzlichen Belastung durch ein auf Weise X/Y/Z eingeschränktes Kind fertigzuwerden?"
Aber wenn das Interesse des Kindes bemüht wird, ohne dass die Pauschalannahme eines Lebenswillens gemacht wird, dann am ehesten bei solchen durch Pränataldiagnostik festgestellten Beeinträchtigungen.
Der Gedanke, dass man dem Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit ein leidvolles Dasein gegen seinen Willen aufzwingt, kommt bei gesunden Kindern eher nicht auf - dabei besteht die Möglichkeit für diese natürlich genauso. Sie ist nur eben nicht schon im Mutterleib festgesetzt, sondern das "Pech" kann das bei seiner Geburt gesunde Kind einfach später treffen (eine zugezogene Krankheit, ein Unfall, psychische Störungen, Opfer eines Verbrechens werden etc.).
All das sind negative Dinge, die in einem Leben auftreten können. Und wenngleich die Wahrscheinlichkeit für jedes einzelne dieser negativen Ereignisse im Verhältnis zur Gesamtheit der Menschen gering sein mag, so ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind gar keines solcher schwerwiegenden Ereignisse erlebt - und wenn es nur der unweigerliche Tod eigener älterer Verwandter ist - gleich 0.
Dem Bewusstsein, das durch die Geburt erschaffen wird, werden also auf jeden Fall leidvolle Erfahrungen auferlegt, die ihm im gegenteiligen Fall keinen Schaden zugefügt hätten - weil dieses Bewusstsein dann gar nicht existiert hätte.
Die Eltern können vor der Geburt lediglich Wahrscheinlichkeiten abwägen - je höher die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind am Leben leiden wird, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich dafür entscheiden werden.
Je mehr negative Faktoren vor der Geburt schon feststehen - seien dies innere Faktoren wie Erbkrankheiten o.ä. oder äußere Faktoren wie Klimawandel, drohende Kriege, Seuchen, Hungersnöte etc. - desto eher wird die Entscheidung "zum Wohle des Kindes" nicht gleichbedeutend sein mit "für das Leben des Kindes".
Aber am Ende treffen sie immer eine Entscheidung über den Kopf des Kindes hinweg.
Die Mutter ist also Herrin über Leben und Tod des ungeborenen, egal welche Entscheidung (Abtreibung oder nicht) sie trifft.
Das wäre ein weitaus geringeres Problem ohne die vorher schon erwähnte Tatsache, dass alle biologischen Organismen Überlebensinstinkte besitzen. Die hindern nämlich nicht nur andere daran, einen zu töten - sondern auch einen selbst.
Das, was also für jene, die das Leben als im Allgemeinen positiv betrachten gegen Abtreibungen spricht (Annahme "Auch ein Ungeborenes hat schon Überlebensinstinkte"), spricht für die, die das Leben in Summe eher als leidvoll betrachten, gerade dafür: Sobald das Kind einmal auf der Welt ist, nimmt es seine Überlebensinstinkte auf jeden Fall bewusst wahr.
Ich denke allerdings, es ist theoretisch durchaus möglich, ein Antinatalist zu sein und trotzdem gegen Abtreibungen - nämlich wenn man der Auffassung ist, dass auch ein Ungeborenes nicht nur Überlebensinstinkte, sondern auch ein Schmerzempfinden und ggf. sogar schon ein Bewusstsein hat (man sich nur später nicht mehr an die Zeit im Mutterleib erinnert). In dem Fall wäre es zu dem Zeitpunkt schon zu spät, obwohl das Leben als insgesamt negativ bewertet wird.
Diese Haltung habe ich bisher jedoch noch niemanden vertreten sehen. Die meisten Menschen sind sich vermutlich einig, dass nicht gezeugt werden besser ist als abgetrieben zu werden. Die meisten Antinatalisten würden Abtreibung dann lediglich für das "Nächstbeste" halten, für das kleinere Übel im Vergleich dazu, geboren zu werden.
Wenn die Eltern also beschlossen haben, dass das Leben ihres Kindes lebenswert sei, doch das Kind sieht das später anders, dann ist das Kind durch seine Überlebensinstinkte gefangen in der Situation, aus der es eigenmächtig kaum noch herauskann.
Unlösbares Szenario: Kein Kind bittet seine Eltern darum, geboren zu werden - und keine Eltern können ihr ungeborenes Kind jemals um seine Erlaubnis fragen.
Lösung: Allgemeiner Zugang zu freiwilliger schmerzloser Sterbehilfe. Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Doch ein Recht, das man nicht aufgeben kann, ist kein Recht, sondern eine Pflicht.
Gäbe es sowohl die Lösung für das unlösbare Problem der Mutter als auch für das unlösbare Problem des Kindes, dann wären Abtreibungen vermutlich nahezu immer überflüssig.
Denn man könnte sowohl der Mutter die volle körperliche Autonomie gewähren, ohne dass es das Leben des Kindes kostet,
und man könnte dem Kind die volle körperliche Autonomie gewähren, sodass es sich selbst entscheiden kann, ob und wie lange es leben will.
Soweit sind wir jedoch noch nicht.
Wobei wir es beim unlösbaren Problem der Mutter zumindest darauf schieben können, dass es momentan noch an der Technologie scheitert.
Beim unlösbaren Problem des Kindes hingegen haben wir die Technologie schon längst - nur nicht den Willen, es zu legalisieren.
Was, wenn wir diese beiden "revolutionären Ideen" als direkte Alternativen zu Abtreibungen betrachten, schon irgendwie ironisch ist:
Wir haben kein Problem damit, dass werdende Mütter Entscheidungen über Leben und Tod ihrer ungeborenen Kinder treffen.
Aber wenn jemand lediglich die Entscheidung über Leben und Tod für sich selbst treffen will, wird ihm dies verwehrt.
Es gibt in manchen westlichen Ländern "Yes-means-Yes"-Gesetze, denen zufolge man im Prinzip bei jeder einzelnen Teilhandlung eines sexuellen Aktes um Einverständnis fragen müsste, damit es nicht als Vergewaltigung zählt.
Bloß das Kind, das dabei ggf. entsteht, wird natürlich kein einziges Mal gefragt.
An der Stelle wäre wohl das Meme passend:
"Consent - You keep using that word; I don't think it means what you think it means."
Und jetzt noch für die, die es interessiert, wie all das in meiner Geschichte relevant wird .
- Spoiler:
- Eine Elfenmagierin hat ihr ganzes bisheriges Leben mit der Suche nach einer Möglichkeit verbracht, ihren Vater von den Toten wiederzuerwecken. Deswegen ist sie gegen das verbreitete Verbot der Nekromantie.
Sie gerät in die Hände eines roten Magiers, der sich ebenfalls als Verfechter des Lebens betrachtet, weil er gegen einen Untoten kämpft.
Der Untote wiederum sieht sich moralisch im Recht, weil er alles Leben als Leid betrachtet und es deshalb auslöschen will, um alle von ihrem Leid zu erlösen. Der Wille eines Organismus zu überleben ist für ihn nur ein weiterer Instinkt.
Die Elfenmagierin stellt sich gegen den roten Magier aufgrund der grausamen Methoden, die dieser anwendet. Er ist der Meinung, im Kampf gegen die Vernichtung allen Lebens heilige der Zweck die Mittel.
Unter anderem versucht er, die Elfe vor seinen Karren zu spannen und für den Kampf gegen den Untoten zu gewinnen. Dieses Bestreben fußt auch auf seiner persönlichen Besessenheit von ihr.
Schließlich kommt diese Besessenheit zusammen mit seinem Wunsch, sie zum Gehorchen zu zwingen, was dazu führt, dass der rote Magier die Elfe vergewaltigt.
Sie befindet sich zu diesem Zeitpunkt in seiner Gefangenschaft; einer ihrer Gefährten wird im Anschluss daran noch von dem roten Magier gefoltert, damit er an Informationen im Kampf gegen den Untoten gelangt.
Dadurch hat der rote Magier den beiden Hauptcharakteren jedoch natürlich auf drastische Weise gezeigt, wie leidvoll das Leben werden kann - und sie damit eher empfänglich für die Ideologie des Untoten gemacht.
Die Charaktere entkommen, der rote Magier wird getötet. Da dieser der letzte Widersacher des Untoten war, ist nun der Weg frei für diesen.
Die psychischen Folgen der Vergewaltigung nehmen einen zentralen Punkt in der Handlung des vierten und letzten Teils ein: Es geht um Trauma, Phobien (und wie man sie überwindet), aber auch um die Gefahr, im eigenen Elend zu versinken und den Blick für die Sorgen anderer zu verlieren. So führt die Elfe etwa unwissend den Selbstmord ihrer besten Freundin herbei, weil diese dem roten Magier (ebenfalls unbeabsichtigt) Informationen gegeben hat, die zur Ergreifung der Elfe geführt haben. Die beste Freundin gibt sich also die Schuld für den Leidensweg der Elfe, die dies jedoch nicht rechtzeitig merkt, um den Suizid zu verhindern.
Bei so viel Fokus auf den psychischen Konsequenzen wäre es leicht zu rechtfertigen, die physischen Konsequenzen der sexuellen Gewalt einfach zu übergehen - nämlich die Frage, ob die Elfe von dem roten Magier schwanger wird oder nicht. Mit einem "Nein" an dieser Stelle könnte ich das gesamte Abtreibungsthema natürlich einfach umschiffen.
Dazu hätte ich auch durchaus eine plausible biologische Erklärung:
Elfen leben in etwa sieben Mal so lang wie Menschen (700 vs. 100 Jahre, grob gesagt). Also habe ich festgelegt, dass auch ein elfischer Zyklus sieben Mal so lange dauert wie bei Menschen, sprich über ein halbes Jahr.
Dementsprechend gibt es mehrere Monate der Unfruchtbarkeit am Stück. Ich könnte also einfach behaupten, die Elfe hatte Glück im Unglück und war gerade in einer unfruchtbaren Phase ihres Zyklus, als es passierte.
Elfische Eizellen sind zwar natürlich auch über einen längeren Zeitraum befruchtbar, und elfische Spermien leben auch länger als menschliche. Letzteres ist aber hier nicht relevant, weil der rote Magier ein Mensch ist.
Gerade im direkten Zusammenspiel mit der "Alles Leben ist Leid"-Ideologie des Untoten jedoch - schließlich ist er der Endgegner von Teil IV - scheint es mir mehr und mehr wie eine faule Ausflucht, das Thema Abtreibung einfach auf diese Weise zu umschiffen.
Und es wäre auch eine Menge verschwendetes Potential für die Charakterentwicklung der Elfe:
Wie gesagt, wir haben hier eine Person, die ihr Leben lang versucht hat, ihren Vater von den Toten zu erwecken - also jemanden ins Leben zurückzuholen, der im Gegensatz zu einem Baby die leidvollen Erfahrungen des Lebens schon gemacht hat (er fiel in einer Schlacht).
Gleichzeitig hat sie ein sehr angespanntes Verhältnis zu ihrer Mutter.
Der rote Magier trieb sie ideologisch gesehen in die Arme des Untoten, indem er sie hat leiden lassen.
Gegen den Untoten wiederum stellt sie sich jedoch, weil dieser sich über die individuelle Freiheit jedes Einzelnen hinwegsetzen würde, wenn er alles Leben auslöscht.
Und ihr Partner (der Prota) hat seine Mutter kurz nachdem er geboren wurde im Kindbett verloren.
Wie ginge dieser Charakter also jetzt damit umgehen, selbst die Entscheidung über das Leben eines ungeborenen Kindes treffen zu müssen?
Wie käme sie mit der zuvor erwähnten Erkenntnis klar, dass sie die Herrin über Leben und Tod ist, egal, welche Wahl sie trifft?
Da ich meine biologische Erklärung dafür, warum sie nicht vom roten Magier schwanger wird, eigentlich ganz gut finde und trotzdem nicht auf sie verzichten möchte, habe ich auch noch eine minimal komplexere "wasch mich, aber mach mich nicht nass"-Lösung, mit der ich beides verwenden kann:
- In Teil III wird an einer Stelle ein Jäger von einem Schlangenmenschen gebissen; als man versucht, ihn zu heilen, werden die Symptome stattdessen noch schlimmer. Die Gruppe muss einen Schlangenmenschen einfangen und ihm sein Gift abzapfen, um ein Gegenmittel herzustellen.
- In Teil III heilt der Prota die Elfe unmittelbar nach der Vergewaltigung von ihren Verletzungen.
- Zu Anfang von Teil IV erwähnt die Elfe die längere Dauer elfischer Zyklen im Vergleich zu menschlichen, weiß, in welcher Phase sie sich zu dem Zeitpunkt befand, und schließt daraus, dass sie unmöglich von dem roten Magier schwanger sein könne. (Setup)
- In der Mitte wird die Möglichkeit noch einmal in einem Gespräch in Erwägung gezogen - dort redet sie mit einer Schlangenmenschen-Frau, deren Volk einen harten "Survival of the Fittest"-Lebensstil führt und die entsprechend eine ganz andere Haltung zu Leben, Tod, dem Wert einer einzelnen Person und Dingen wie "Einverständnis" hat. (Reminder)
- Bei einer Untersuchung kurz vor der finalen Schlacht von Teil IV kommt heraus, dass die Elfe doch schwanger ist. Hier werden die Fäden von vorher zusammengeführt:
Ein Heilzauber beschleunigt offenbar die natürlichen biologischen Prozesse des Körpers - normalerweise zählt an der Stelle nur die schnellere Wundheilung.
Bei dem Jäger hat es dazu geführt, dass die Wirkung des Giftes sich beschleunigt hat.
Die Elfe war eigentlich in einer unfruchtbaren Phase ihres Zyklus, doch der Heilzauber hat während seiner Wirkzeit auch ihre biologischen Prozesse beschleunigt.
Dadurch gewinnt die Geschichte Folgendes:
- einen großen, doch hoffentlich plausiblen Plot-Twist kurz vor der finalen Konfrontation
- die Elfe dürfte jetzt eigentlich gar nicht an der Schlacht teilnehmen; sie hat ein zusätzliches Hindernis zu überwinden, indem sie darauf besteht, und muss ihre eigene Furcht ein weiteres Mal besiegen (denn aktiv zu beschließen, sein Leben riskieren zu wollen, ist noch einmal deutlich schwerer, als einfach "mit hineingezogen zu werden")
- der Prota ist zwar nicht der Vater des Kindes, aber trotzdem mitverantwortlich für dessen Entstehung
- wenn sie mit dem Untoten zusammentrifft, steht nicht nur die Frage nach ihrem eigenen Lebenswunsch im Raum, sondern auch die nach dem des Kindes
Generell finde ich wohl dieses Bild der "Herrin über Leben und Tod" an dem Thema besonders interessant.
Ich sehe das ganze Thema Reproduktion stets wie ein umgedrehtes L, besser gesagt wie den kyrillischen Buchstaben Г: Rechts oben der Mann, links unten das Kind, die Frau in der Mitte.
Vieles, was von Frau zu Mann gilt, gilt von Kind zu Mutter, und vieles, was von Mann zu Frau gilt, gilt von Mutter zu Kind. Das Entscheidende ist die Unidirektionalität: Entweder, etwas "fließt" von oben nach unten (Resourcen, Schutz der eigenen Gene, "bedingungslose Liebe") oder es gilt von unten nach oben (Zu wem sehe ich auf? Bei wem kann ich Trost suchen? Von wem erwarte ich, dass er/sie mich beschützt? Von wem kann ich besagte "bedingungslose Liebe" erhalten?), aber nur weniges gilt in beide Richtungen gleichzeitig.
Die Tatsache, dass Frauen die disproportional größere Last bei der Fortpflanzung tragen, hat uns mMn ein Stück weit vergessen lassen, dass für den Großteil der Geschichte nicht nur Frauen ihre reproduktiven Fähigkeiten nicht kontrollieren konnten, sondern allgemein konnten Menschen dies einfach nicht.
Spider-Mans Onkel Ben hat uns gelehrt "Mit großer Macht kommt große Verantwortung."
Momentan scheint die reproduktive Macht, die Entscheidung über Leben und Tod, in der alleinigen Hand einer Frau zu liegen.
Die Verantwortung hingegen, sie zu versorgen und zu beschützen, trägt weiterhin der Mann (gemeint ist ihr Partner, ob der nun der leibliche Vater ist oder nicht). Tut er es nicht, ist er der A****, der sie im Stich gelassen hat.
Das aus meiner Sicht durchaus legitime "Hausrecht über den eigenen Körper", das ich am Anfang erwähnt habe, hat die Konzentration dieser Macht in den Händen der Mutter als Nebenwirkung:
Nicht nur der Vater hat bei der finalen Entscheidung über Leben und Tod des Kindes kein Mitspracherecht, sondern auch das Kind selbst nicht.
Es ist dem Vater zum Glück nicht mehr möglich, der Mutter seinen Willen aufzuzwingen - aber die Mutter zwingt weiterhin dem Kind ihren Willen auf, egal, wie sie sich entscheidet.
- Und was ist mit den beiden Alternativlösungen?:
- Nun, die künstliche Gebärmutter würde das ultimative Abgeben der mütterlichen Verantwortung ermöglichen - die Freiheit, keine Entscheidung über Leben und Tod treffen zu müssen. Die obliegt nun dem Arzt, der diese künstliche Gebärmutter überwacht.
Die frei zugängliche Sterbehilfe für alle hingegen wäre das ultimative Abgeben der mütterlichen Macht, und zwar an das Kind.
Gewiss, kein Elternteil würde es gerne sehen, wenn sein Kind diese Entscheidung gegen das eigene Leben träfe. Frühere Generationen von Männern haben es auch nicht gerne gesehen, als ihre Frauen mehr und mehr Freiheiten bekamen, bzw. die "Altherren" haben zu Beginn die Forderungen nach diesen Freiheiten belächelt / nicht ernst genommen.
Damit das also funktionieren würde, müssten Eltern aufhören, Kinder als ihre "ihnen gehörende" Schöpfung oder zumindest als Werkzeuge ihrer Selbstverwirklichung im Rahmen ihrer persönlichen Vision eines perfekten Lebens zu sehen - genau so, wie Männer ihre Ehefrauen nicht mehr länger als ihr "Eigentum" betrachten können.
Es sind Menschen, die zwar von ihren Eltern in die Welt gesetzt wurden, dadurch haben letztere die Verantwortung. (Der Ehepartner sucht sich ja immerhin noch aus eigenen Stücken aus, mit einem zu leben, wobei das natürlich früher auch noch oft anders war.) Aber letztendlich haben die Kinder ihre eigenen Bedürfnisse und ihren eigenen Willen.
Natürlich gibt es auch hier die Gefahr, zu viel Macht "umzuverteilen".
Die heutige Gesetzeslage zu Scheidungsrecht, Vaterschaftstests, Alimenten / Unterhalt, Anschuldigungen häuslicher und/oder sexueller Gewalt, letztere insbesondere in Kombination mit dem "Court of Public Opinion" (#MeToo) gibt einer Frau gewisse Waffen gegen einen Mann, gegen die er praktisch machtlos ist - falls sie sich entschließt, diese Mittel zu missbrauchen.
Auf ähnliche Weise könnte manch ein verzogenes Kind seinen Eltern ständig mit dem eigenen schmerzlosen Komfort-Selbstmord drohen (ohne tatsächlich die Absicht zu haben, dies umzusetzen), um sie emotional zu erpressen.
Doch wäre es am Ende nicht viel erfüllender, wenn wir wüssten, dass die Menschen, die sich entschließen, ihr Leben mit uns zu teilen, dies tun, weil sie wollen - und nicht, weil sie müssen?
Im Endeffekt wird es in meiner Geschichte wohl zu folgender Entscheidung kommen:
- Spoiler:
- - Die Elfe hat sich sowohl gegen den roten Magier (autoritär + Leben) und den Untoten (autoritär + Tod) gestellt aufgrund ihrer Methoden - nicht aufgrund der Überzeugungen, die sie vertraten.
- Sie selbst stellt die individuelle Entscheidungsfreiheit stets über alles, vollzieht jedoch die Charakterentwicklung von liberal + Leben (der Frau, die ihren Vater wiederbeleben wollte) zu liberal + Tod. Sie kennt nun die leidvollen Seiten des Lebens, weiß, dass es immer noch schlimmer kommen kann, als man denkt. Ihre Bestrebungen, die Nekromantie zu re-legalisieren, hatten am Ende durchaus einen Zweck. Doch anstatt sie zu verwenden, um ihren Vater wiederzubeleben, arbeitet sie nun darauf hin, jeden frei über das Ende seines eigenen Lebens entscheiden zu lassen.
- Erreicht werden soll beides über Zauberstäbe - dies sind in D&D Gegenstände, die jeweils nur einen einzigen, festgelegten Zauber (üblicherweise mehrfach) enthalten. Blaue Zauberstäbe, die magische Schilde erzeugen und wie ein Diaphragma funktionieren sind bereits das gängige Verhütungsmittel der Wahl - die Möglichkeit, die Tür zum Leben "zuzumachen", wann immer man das möchte. Nun fehlt noch ein schwarzer, nekromantischer Zauberstab, der die Tür aus dem Leben heraus für einen selbst öffnen kann, sobald man das möchte. Sie sagt über den Untoten: "Er wollte die Mauern des Gefängnisses einreißen; ich will nur jedem einen Schlüssel geben."
- Der Prota vergleicht diese (zum Zeitpunkt des Endes der Geschichte noch hypothetischen) nekromantischen Zauberstäbe zu seinem Schwert: Man will das Gefühl der Sicherheit dadurch, dass man es besitzt - und hofft dann, es niemals benutzen zu müssen.
- Beide sind überzeugt, dass die bloße Existenz dieser Exitus-Zauberstäbe eben nicht dazu führen wird, dass sich der Großteil der Menschheit einfach wegen irgendeinem kleinen Wehwehchen dauerhaft das Licht ausbläst. Sonst wäre es ja hinfällig, dass sie gegen den Untoten gekämpft haben. Wie gesagt - wir haben immer noch Überlebensinstinkte, die werden die meisten schon davon abhalten. Es geht nur um die Möglichkeit. Die ultimative Freiheit, zu entscheiden - der ultimative freie Wille, der sich sogar über die eigenen biologischen Subroutinen hinwegsetzen kann.
- Sie weiß jedoch, es wird lange dauern, bis es soweit ist, dass die Menschen diese Möglichkeit akzeptieren. Und das wäre Voraussetzung dafür, dass solche nekromantischen Zauberstäbe legalisiert werden. Zum Zeitpunkt des Endes der Geschichte kann sie es nicht verantworten, ein Kind in dieselbe leidvolle Welt zu setzen, in der sie bereits "gefangen" ist.
- Sie entscheidet sich also für die Abtreibung. Nicht aus "egoistischem" Streben nach eigener Freiheit - tatsächlich findet sie selbst sogar mittlerweile Gefallen an der Vorstellung der Mutterrolle (wobei die Frage nach freiem Willen vs. Hormoneinfluss natürlich im Raum steht). Sondern aus dem Grund, der für sie am Ende ihrer Charakterentwicklung "das Wohl des Kindes" zu sein scheint.
- Ob das Kind tatsächlich aus der Vergewaltigung durch den roten Magier hervorgegangen ist, oder ob doch der Prota der Vater sein könnte, mit dem sie im Verlauf von Teil IV schläft - das wird bewusst ein wenig offen gelassen. Denn in Anbetracht der Begründung, die sie für die Abtreibung wählt, wäre es letztendlich nicht relevant:
Wenn das Leben heilig ist, dann verdient ein Kind aus einer Liebesbeziehung nicht mehr und nicht weniger Schutz als ein gewaltsam gezeugtes Kind.
Wenn dagegen die Mutter über Leben und Tod entscheiden darf, darf sie das immer.
Der "Kompromiss", den der gesunde Menschenverstand vieler Menschen nahelegt - Abtreibung sei okay bei "unverschuldeter" Schwangerschaft, wie durch Vergewaltigung, aber falsch wenn man bloß "unvorsichtig" war - ist in Wahrheit bestenfalls scheinheilig.
Schlimmstenfalls zeugt er von einer ganz anderen Absicht, die weder das Wohl der Mutter noch das des Kindes im Sinn hat: Nämlich dem Wunsch, "verantwortungsloses" sexuelles Verhalten anderer Menschen mit einer erzwungenen Geburt zu "bestrafen". Na, wie solch ein Kind wohl von seiner Mutter behandelt würde...
Ich sehe schon: So, wie das Thema über Fantasy-Verhütung etwas über Abtreibung enthielt, wozu ich nun einen eigenen Thread aufmache, enthält dieser Thread eine lange Tangente zum Thema Sterbehilfe.
Das deutet darauf hin, dass dieses Thema vielleicht auch nochmal eines separaten Threads würdig ist. Denn das ist ein Konflikt, mit dem sich vor allem ein Priester in meiner Geschichte auseinandersetzen muss, als er merkt, dass es Krankheiten gibt, die er nicht heilen kann...
Abschließend sei noch gesagt:
Meine Geschichte ist gewiss ein Gegenklang zum allgemeinen Loblied auf das Leben - der evolutionsdienlichen Propaganda unserer eigenen Gene, die nichts anderes wollen, als sich zu vervielfältigen.
Aber sie ist definitiv auch kein Lobgesang auf den Tod - sonst würde ja mein untoter Antagonist gewinnen.
Letzten Endes ist sie wohl vor allem eine Ode an die Freiheit.
Bloß mit dem kleinen Asterisk, dass unser Wille bei weitem nicht so frei ist, wie wir vielleicht denken. Um vollkommen frei entscheiden zu können, müssten wir gänzlich unabhängig von unseren Instinkten handeln können. Wirklich möglich sein wird uns das nie, aber vielleicht kommen wir dem irgendwann näher.
Bis dahin werden unsere Instinkte weiterhin oft für uns entscheiden - und wir entscheiden dementsprechend notgedrungen für andere mit.
Und das Thema Abtreibung ist eine der Fangfragen, wo dieses Paradoxon von "freiem" Willen und dem Willen zu leben zusammenläuft.
In diesem Sinne: Auf eine "fruchtbare" Diskussion! Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses kontroverse Thema trotz vermutlich ausgeprägter Meinungsdifferenzen sachlich, differenziert und zivilisiert behandeln können...